1863 -
Berlin
: Stubenrauch
- Hrsg.: Menzel, J., Richter, Carl, Wetzel, Friedrich, Menges, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
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ansetzen. Sandbänke, Inseln und Ufersteine sind mit einer Salzkruste überzogen.
Jähe Kalksteinfelsen umschließen das Meer. Eine drückende Gewitterschwüle
liegt über dem todten Meere; mindestens 600 Fuß tief unter dem Meeresspiegel
gelegen, von Felsenketten fast rings umschlossen, ohne den Schatten einer Wal-
dung, ohne den Zutritt kühlender Winde, ist dieser See sieben bis acht Monate
lang den brennenden Strahlen einer unumwölkten Sonne ausgesetzt. Kein Fisch
läßt sich in seiner Fluth entdecken. Kein Schiff, kein Waffervogel durchrudert
den See; keine Muschel liegt am Gestade; kein Gebüsch, noch Gras begrünt
die User und Felsen. Todtenstille ruht auf der weiten Einöde; hier ist die
Einsamkeit des Friedhofs. — Vor Zeiten lag hier das blühende Siddim, um
dessen Besitz sich Lots und Abrahams Knechte stritten. Hier stand Sodom
und Gomorra; sie sind versunken., und die stumme Fluth bedeckt sie wie ein
Meer der Vergessenheit. Nur die Schrift hat ihr trauriges Andenken aufbe-
wahrt und den wild zersplitterten Felsen, die in finsterm Ernste jenes Todten-
reich umgürten, das tief erschütternde Zeugniß eingegraben: „Gott hat die
Städte Sodom und Gomorra zu Asche gemacht, umgekehrt und verdammet, damit,
ein Exempel gesetzt den Gottlosen, die hernach kommen würden." (2. Petr. 2, 6.)
56. Der Sinai.
In seltsamen Amrissen, düster und drohend, steigen die Vor-
gebirge des Sinai in die Höhe, steil und wild durch einander ge-
worfen, als wollten sie jeden Zutritt zu dem innern Heiligthum
verwehren. — Das eigentliche Gebirge besteht aus Porphyr und
Granit. Von der Gluth der Sonne geschwärzt, von dem Anprall
der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend, bald senkrecht auf-
gerichtet, nehmen die Felsen immer wundersamere Formen an.
Ueber die rothbraunen Flächen der Gramtwände sieht man hier
und oort wilde Streifen von dunkelblauer Stahlsarbe gezogen,
gleich als hätte der Blitz darin seine Feuerbahn durchlaufen, als
hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben.
Die Thäler des Sinai sind zum Theil wüst und öde, mit unge-
heuren Steinblöcken und Felsengeröll überlagert oder mit Trieb-
sand bedeckt; andere dagegen sind fruchtbar und wohlbewässert.
In den Betten der Winterströme wächst Gebüsch und Weide ge-
nug für die Heerden eines wandernden Hirtenvolkes. — Ein Thal
besonders, welches sich durch die Bergstrecken windet, ist lieblich.
Dort blüht die vaterländische Königskerze auf sonnigen Hügeln;
hochstämmige Dattelpalmen treten am Quell gesellrg zusammen;
prachtvolle Schmetterlinge gaukeln durch die klare Luft, und wäh-
rend das freigelassene Kameel des Pilgers am Ginster rupft, lockt
ihn selber ein Hcuiggeruch in das baumhohe Tamariskengebüsch,
an dessen Zweigen das Manna wie geronnene Thautropfen, wie
weißglänzcnde Perlen hängt. — Von hier aus tritt man in das
Sch er kt hak, welches im weiten Bogen die Nordseite des inne-
ren Gebirges umkreist und ernst und großartig bis an den Fuß