1863 -
Berlin
: Stubenrauch
- Hrsg.: Menzel, J., Richter, Carl, Wetzel, Friedrich, Menges, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
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Eroberung der Stadt Algier dem argen Treiben ein Ende gemacht. Die
Araber oder Mauren, wie sie heißen, sind ein habsüchtiges, tückisches, böses
Volk. Neben ihnen wohnen die Berbern oder Kabylen in den Bergen des
Atlas. Sie sind schlank, tummeln gewandt ihre leichten Rosie, leben von Vieh-
zucht und Räuberei und vertheidigen mit unerschrockenem Muthe ihre Freiheit.
Zwar haben einzelne Missionare die Atlasländer bereist, um sie dem Chri-
stenthume wieder zu erobern; auch sind Bibeln verbreitet worden; aber nennens-
werthe Erfolge sind nicht erzielt worden.
3. Die Saharah.
Zwischen dem Atlas-Gebirge im Norden und Flach-Sudan im Süden zieht
sich die große Wüste Saharah, „das Meer ohne Wasser," hin. Sie ist zum
Theil ein unermeßlicher Sandocean, halb so groß als Europa, in welchem der
Wanderer nichts sieht, als Himmel und Sand. Sie zerfällt in zwei Theile.
Die westliche Hälfte ist die größere und wasserarm. In ihr herrscht der Flug-
sand vor, der sich an der Küste des atlantischen Oceans hoch aufthürmt. Be-
duinen durchziehen sie. Die östliche Hälfte hat Kalk-, Kies- und Sandboden
und gleicht einer festen, mit feinem Sande bedeckten Tenne. Kleinere Oasen sind
von friedlichen Völkerstämmen bewohnt; über die größeren, an Datteln reichen
führt die Wegstraße durch die Wüste. Ueppig und reizend, mit frischem Leben
geziert erscheinen diese Oasen gegenüber der todten, traurigen Wüste. Nur der
Strauß und die leichtfüßige Antilope durcheilen dieselbe; den Menschen trägt
das Schiff der Wüste, dag Kamee!, hindurch. Aber vieler Reisenden Gebeine
bleichen unbeeidigt im Saude der Wüste und erinnern die Karavanenzüge an
das traurige Loos, das jeden treffen kann, welcher die Reise durch diese Wüste
antritt, sei es, daß er vor Durst verschmachten muß, oder daß Wirbelstürme ihn
im Sande begraben, oder ein heißer Gluthwind sein Leben bedroht. Schaaren
von Raben und Geiern schweben, Beute erspähend, über den Karavanen, welche
auf ihren Lagerplätzen in empfindlich kalten Nächten ein Todesschweigen umfängt.
Noch nie ist in diesen schauerlichen Wüsten das Evangelium verkündigt
worden; höchstens, daß christliche Reisende, welche mit den Karavanen dieselben
durchzogen, sich dem Schutze des Gottes in brünstigem Gebete anbefahlen, des-
sen Hand auch die Einöden geschaffen hat, und der durch sie hindurchgeleiten kann.
4. Nigriiien.
Mit dem Namen Nigritien bezeichnet man da« Land der Neger, wozu
das innere Afrika, Senegambien, Ober« und Niederguinea gehören.
Somit wohnen Negerstämme von der Saharah iyi Norden bis zu den Kafferu
und Hottentotten im Süden, vom atlantischen Ocean biö zum Nil und dem
indischen Ocean. — Diejenigen Stämme, welche den nördlichen Theil dieses
Ländergebiets bewohnen, sind Muhamedaner. Die übrigen sind Heiden und nicht
selten dem finstersten Aberglauben ergeben. Ihr Land ist noch sehr unbekannt.
In neuerer Zeit haben mehrere Reisende Leben und Gesundheit daran gewagt,
um Sudan und den Lauf des Niger-Flusses zu erforschen. Man weiß so viel,
daß in Sudan mehrere Staaten bestehen, die von Fürsten beherrscht werden,
welche ihre Residenz in freilich nicht sehr schön gebauten Städten haben. Be-