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1. Schul-Lesebuch - S. 30

1863 - Berlin : Stubenrauch
30 Balken und unter dem Stroh der zerrissenen Dächer hausten die Thiere des Waldes; kaum, daß ein zerlumptes altes Mütterlein oder ein elender Krüppel einsam durch das öde Dorf schlich. Was dem Grimme der Soldaten und dem Hunger entrann, das riß die Pest ins Grab. Von 1635—1636 wüthete in Thüringen eine Seuche so entsetzlich, daß in manchen Dörfern nur Einzelne am Leben blieben. 2. Leiden der Städte. Nicht minder groß war das Elend in den Städten. Nahrungs- losigkeit und Theurnng nahm überhand. Die Wege waren unsicher; der Handel stockte, das Gewerbe stand still; Niemand wußte, wie lange er seines Lebens sicher war. Da dachte Jeder, den Tag noch zu ge- nießen, und mit wilder Lust stürzten sich die Menschen in Vergnügungen aller Art. Näherte sich der Stadt ein Heer, so hörte aller Verkehr mit dem platten Lande auf. Sorgfältig wurden die Thore bewacht, und die Bürger mußten von ihren Vorräthen leben. Kamen befreundete Heer- hausen, so mußte man ihnen Quartier geben. Das mochte noch gehen. Viel schlimmer war es, wenn der Feind den Eingang erzwang. Dann war nichts mehr sicher; Schonung der Habe konnte man nur für schweres Geld erkaufen. Es war eine besondere Gnade, wenn der Feind die Stadt nicht an allen vier Ecken in Brand steckte. Vor den Kriegs- knechten war nichts sicher. Sie hieben die Stadtforst nieder, um das Holz zu verkaufen; sie nahmen in den Häusern, was sie fanden; ja sie verschonten die Kirchen nicht, rissen die Orgeln, die Bilder, selbst die Glocken heraus. Die Kriegsobersten legten den Städten schwere Kriegs- steuern auf. Konnte man diese nicht zahlen, so wurden die angesehensten Bürger als Gefangene fortgeschleppt, bis sie endlich ausgelöst wurden. Hatte eine feste Stadt Mauern und Wälle, so suchte Alles Schutz hinter denselben, wenn der Feind sich blicken ließ. Tausende von Wa- gen mit flüchtigem Landvolk fanden sich dann ein. Was kein Obdach fand, lagerte auf den Straßen unter dem freien Himmel. Schloß der Feind die Stadt ein, so raste der Kampf um die Mauern; drinnen aber wüthete Hunger und Krankheit. Gelang es dem Feinde, die Stadt zu erstürmen, so begann ein entsetzliches Morden. Es ging noch, wenn der Feind nur einmal erschien; aber Magdeburg ist sechsmal belagert worden; viele kleine Städte noch öfter. 23. Die Zerstörung Magdeburgs. Bis zum Jahre 1629 waren die Waffen der Kaiserlichen in Deutschland überall siegreich gewesen. Der Kaiser erließ sogar ein Gebot, daß alle geistlichen Güter, welche von den Evangelischen einge- zogen waren, der katholischen Kirche wieder zurückgegeben werden soll- ten. Auch in Magdeburg wollte er wieder einen Erzbischof einsetzen. Die Stadt aber weigerte sich und schloß ihre Thore. Im Frühjahr 1631 erschien Tilly mit 30,000 Mann vor Magdeburg, dessen Besatzung nur aus etwa 2000 Mann zu Fuß, 300 Reitern und 5000 waffen- fähigen Bürgern bestand^ Die Aufforderung, sich zu ergeben, wurde trotzig zurückgewiesen. Schon war der König von Schweden, Gustav Adolph, auf deutschem Boden erschienen und rückte zum Entsätze der
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