Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Schul-Lesebuch - S. 31

1863 - Berlin : Stubenrauch
31 bedrängten Stadt herbei, und die Magdeburger verließen sich auf seine Hülfe. Gustav Adolph aber fand Aufenthalt, da der Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg ihm Anfangs den Durchzug durch sein Land verweigerte. Er schickte indeß den Obersten Dietrich von Falken- berg nach Magdeburg, damit dieser die Vertheidigung leiten möchte. — Vergeblich belagerte Tilly sechs Wochen lang die stark befestigte Stadt. Er bemächtigte sich Mar aller Außenwerke, konnte aber Magdeburg selbst nicht in seine Gewalt bekommen. Endlich ging den Belagerten das Pnlver aus, auch die Lebensmittel wurden knapp; aber sie hielten wacker aus. Tilly beschloß, noch einen Sturm zu wagen. Wenn der- selbe mißlänge, wollte er abziehen. Am 19ten Mai warfen die Kaiser- lichen den ganzen Tag über einen Hagel von Kugeln auf die Stadt; gegen Abend aber trat plötzlich Stille ein; ja, die Magdeburger sahen sogar einige Geschütze abfahren. Sie nieinten, der Feind rüste sich zum Abzüge. Tilly aber hatte vor, den letzten Sturm erst in der Nacht zu unternehmen. In aller Stille ließ er die Sturmleitern in Bereit- schaft setzen, und den Soldaten wurde befohlen, sich Morgens um 5 Uhr fertig zu halten. — Die Wächter auf den Mauern Magdeburgs hiel- ten bis nach Mitternacht auf ihren Posten aus. Da aber Alles still blieb, so gingen sie beim Anbruch der Morgendämmerung in ihre Woh- nungen, um einige Stunden der Ruhe zu pflegen. Sie ahnten nicht, welch furchtbares Erwachen ihnen bevorstand. Endlich schlug die bestimmte Stunde. Im kaiserlichen Lager war Alles bereit; aber der Befehl zum Angriff erfolgte nicht. Ungewiß, was er thun sollte, hatte Tilly noch einen Kriegsrath berufen. Durch denselben wurde abermals beschlossen, den Sturm auf die Stadt zu unternehmen. Und so wurde denn Morgens 7 Uhr am 20. Mai das Zeichen zum Angriff gegeben. Sogleich wurden die Mauern von allen Seiten berannt; man setzte die Sturmleitern an, und die Kanonen wurden vorgezogen. Ein wildes Geschrei von vielen tausend Stimmen dringt durch die Luft. Das Schießen, das Trommeln und das Heu- len der Sturmglocken schreckt die Bürger aus dem Schlaf. Falkenberg, welcher mit einem kaiserlichen Trompeter eben auf dem Rathhause ver- handelte, wirft sich aufs Roß, sprengt an der Spitze der Seinigen dem Feinde entgegen und will ihn zurückdrängen. Da durchbohrt ihn eine Kugel, und todt stürzt er zu Boden. Des Anführers beraubt, denkt die Besatzung nicht mehr an Vertheidigung; jeder eilt nach Hause, sucht seine Habe zu retten und verbirgt sich, wo er kann. Am Krökenthor und an der hohen Mauer wird der Wall zuerst erstiegen. Um 9 Uhr ist der Feind in der Stadt. Die Thore werden von innen erbrochen, und wuthschnaubend stürzen die feindlichen Schaaren in die Straßen. Hie und da wagt es noch ein Bürger, aus dem Fenster zu schießen; selbst Weiber werfen Ziegel von den Dächern herab. Umsonst, es ist keine Rettung mehr. Wie schwellende Meeresfluth bricht das Verder- den herein. Die Hausthüren werden zerschlagen. Die Wehrlosen flüchten; doch kein Zufluchtsort schützt sie mehr. Mit höllischem Jauchzen, mit viehischer Lnst würgen und wüthen die Eroberer. Sie verschonen kein Alter, keinen Stand, kein Geschlecht. Allüberall strömt Blut. Hier seufzt ein Sterbender, dort schallen Trommelwirbel; hier irren jammernde Kinder, da stampfen schnaubende Roste über Todte
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer