1866 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule
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sich auf einen über dem Altar ausgebreiteten Platanenbaum, verschlang
acht junge Sperlinge sammt ihrer Mutter, und wurde sofort von Zeus in
einen Stein verwandelt. Dieses Zeichen erklärte Kalchas wegen der Zahl
neun dahin, daß die Griechen neun Jahre vor Troja liegen und erst im
zehnten die Stadt erobern würden.
3. Der Kampf vor Troja.
Troja war eine stark befestigte Stadt in Kleinasien, welche die Griechen
nicht beim ersten Angriff erobern konnten; sie mußten zu einer förmlichen
Belagerung schreiten. Bald aber gingen ihnen die Borräthe aus, und sie
sahen sich genöthigt, einzelne Abtheilungen des Heeres abzusenden, um durch
Plünderung der naheliegenden Inseln und Küsten dem Mangel abzuhelfen.
Die Trojaner hatten inzwischen ihre Bundesgenossen zu sich gerufen und
leisteten tapfern Widerstand. Die Griechen schlugen ein befestigtes Lager
auf, das aus hölzernen mit Rasen oder Schilf überdeckten Hütten bestand.
Die Anführer kämpften auf Streitwagen, die mit ein oder zwei Rossen
bespannt waren, die Gemeinen zu Fuß; Reiterei gab es noch nicht. Die
Angriffswaffen waren Lanzen, Schwerter, Wurfspieße, Bogen und Schleu-
der; die Schutzwaffen bestanden in einem Helm, einem Brustharnisch und
in Beinschienen von Erz, endlich in einem Schilde, der gewöhnlich mit
Ochsenhaut, oft mit Erz überzogen war. Die Brust war durch einen
Harnisch geschützt, an den sich ein Gürtel anschloß. Man kämpfte nicht
in Masse, sondern die einzelnen Helden Mann gegen Mann. — Von den
ersten neun Jahren des Kampfes wissen wir wenig, und nur die Geschichte
des letzten Jahres ist uns durch die unsterblichen Gesänge Homer's be-
kannt geworden.
4. Paris' Kampf mit Meuelaus.
Das Heer, auf Restor's, des alten weisen Königs von Pylos, Rath
nach - Volksstämmen geordnet, stand in Schlachtordnung, als man endlich
den Staub der aus ihren Mauern heranziehenden Trojaner gewahr wurde.
Nun setzten sich auch die Griechen in Bewegung. Als beide Heere einan-
der so nahe waren, daß der Kampf beginnen konnte, schritt aus der Reihe
der Trojaner der Königssohn Paris hervor, in ein buntes Panthersell ge-
kleidet, den Bogen um die Schulter gehängt, sein Schwert au der Seite,
und indem er zwei spitze Lanzen schwenkte, forderte dr den tapfersten aller
Griechen heraus, mit ihm den Zweikampf zu wagen. Als Menelaus den
Unbesonnenen erblickte, freute er sich wie ein hungriger Löwe, dem eine
ansehnliche Beute, etwa ein Gemsbock oder ein Hirsch, in den Weg
kommt. Schnell sprang er in voller Rüstung von seinem Wagen zur Erde
herab, den frevelhaften Dieb seines Hauses zu bestrafen. Dem Paris
graute beim Anblick eines solchen Gegners, und als hätte er eine Natter
gesehen, wandte er sich erblassend um und verbarg sich im dichtesten
Gedränge der Seinigen. Als ihn Hektor, sein tapferer Bruder, so feige