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1. Die vorchristliche Zeit - S. 75

1866 - Leipzig : Brandstetter
75 zu können. Cyrus fiel schnell in ihr Land ein und nahm die ganze arme- nische Königsfamilie gefangen. Diese fürchtete Tod oder ewige Gefangen- schaft. Doch Cyrus. ließ sie mit einer so freundlichen Großmuth frei, daß er sich aus Feinden die besten Freunde machte und in Verbindung mit den Armeniern alle Nachbarvölker zwang, den Perfern sich zu unterwerfen. 4. Ganz Asien zitterte. Da stand in Kleinasien der König von Lydien auf, Krösus mit Namen, der Schwager des Astyages. Seine Herr- schaft erstreckte sich über ganz Vorderasien bis hinauf zum Flüsse Halys, der sein Reich von Persien trennte. Er war unermeßlich reich und hielt sich deshalb auch für den glücklichsten Mann von der Welt. Einst kam Solon zu ihm, ein Weiser aus Griechenland Diesem zeigte er alle Reichthümer und Schätze und sagte ihm dann mit großem Selbstbehagen: „Wohlan, Solon, du bist so weit in der Welt umhergereist, sage mir, wen du für den Glücklichsten unter den Sterblichen hältst?"— „Tellus, einen Bürger von Athen", war die Antwort. Krösus wunderte sich, daß er einen gemeinen Bürger ihm, dem großen Könige, vorzöge und fragte unwillig: „Warum hältst du diesen Menschen für den glücklichsten?" „Dieser Tellus" — antwortete der weise Solon — „lebte zu Athen, als die Stadt blühend und glücklich war. Er hatte schöne und gute Kinder, erlebte sogar Kindeskinder und alle blieben am Leben. Er selbst war brav und in der ganzen Umgegend geachtet. Bei genügendem Auskommen lebte er glücklich und zufrieden und hochbejahrt starb er in einem siegreichen Tressen den Tod für's Vaterland. Seine Mitbürger ehrten sein Andenken durch eine Ehrensäule, die sie ihm setzten." — „Aber wen", fragte der König, „hältst du nach diesem für den glücklichsten?" — „Zwei griechische Jünglinge", war die Antwort, „Kleobis und Bi ton. Sie waren Brüder und besaßen eine außerordentliche Leibesstärke. Beide trugen einst in unsern öffent- lichen Kampfspielen den Sieg davon. Dabei hatten sie eine innige Liebe zu ihrer alten Mutter. Diese war Priesterin. Einst bei einem Feste mußte sie nothwendig nach dem Tempel fahren; aber ihre Ochsen kamen nicht zu rechter Stunde von dem Felde. Da spannte sich das schöne Brüderpaar selbst vor den Wagen und zog die alte Mutter bis an den Tempel, lind als das Volk bewundernd dies sah, als die Männer die Kraft und Tugend der Jünglinge erhoben, die Frauen aber die Mutter über den Besitz solcher Kinder glücklich priesen, wurde die Mutter tief gerührt. Freudig eilte sie mit ihren Söhnen in den Tempel, warf sich vor dem Bilde der Göttin nieder und slehete, sie möge ihren Kindern geben, was für diese das Beste wäre. Darauf sanken die betenden Jünglinge, überwältigt von der Er- müdung, in einen tiefen Schlaf, aus dem sie nicht wieder erwachten. Die Griechen aber setzten ihnen Ehrensäulen zum Denkmal ihrer schönen That und ihres schönen Todes." „O athenischer Fremdling!" — rief Krösus unwillig, — „achtest du denn mein Glück so gering, daß du mich nicht einmal mit gemeinen Bürgern
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