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1. Die vorchristliche Zeit - S. 77

1866 - Leipzig : Brandstetter
werth ist, als alle Schätze der Welt!" Dann erzählte er das mit Solon geführte Gespräch. Cyrus wurde tief gerührt. Er bedachte, daß auch er ein Mensch und daß unter den menschlichen Dingen nichts beständig sei. So schenkte er dem Krösus das Leben und behielt ihn fortan als Freund und Rathgeber bei sich. Krösus war durch sein Unglück weiser geworden; denn als die Perser die lydische Hauptstadt auspliinderten, sprach er zum Cyrus: „König, soll ich dir jetzt meine Gedanken sagen, oder in diesem Augenblicke schwei- gen?" Cyrus aber hieß ihn getrost sagen, was er wollte. Und er fragte ihn: „Was hat denn jener Haufe von Kriegslenten da so eifrig zu schaffen?" Jener antwortete: „Deine Stadt plündern sie aus und deine Schätze führen sie fort." Da erwiederte Krösus: „Nicht meine Stadt noch meine Schätze plündern sie, sondern sie berauben dich!" Cyrus wurde nachdenklich und drang in den unglücklichen König, ihm nur weiter seine Gedanken zu offenbaren. Da sprach Krösus: „Siehe, die Perser sind durch Reichthum noch nicht verdorben, aber trotzig von Natur. Haben sie erst die Schätze in ihrem Besitz und du willst sie ihnen dann nehmen, so werden sie widerspenstig werden. Darum lege an alle Thore Wachen, welche den Plündernden die Schätze abnehmen, mit dem Bedeu- ten, daß der zehnte Theil dem Zeus geopfert werden müsse. Jetzt wirst du sie willig finden, später aber nicht." Diese Worte gefielen dem Cyrus gar wohl und er befolgte den Rath seines Freundes. Dann sprach er zu ihm: „Bitte dir eine Gnade aus und sie soll dir werden!" Krösus antwortete: „Möchtest du, o Herr, dem obersten Gott der Griechen meine Fesseln übersenden und ihn fragen lassen, ob Betrug an Wohlthätern Brauch bei ihm sei?" — Die Boten wurden abgesandt, aber die delphischen Priester ließen dem Krösus sagen, sie hätten ihn nicht betrogen. Ein großes Reich sei ja zerstört, sie hätten aber nicht gesagt, daß das persische Reich zerstört werden sollte. 6. Fortan begleitete Krösus den Cyrus auf seinen Heereszügen. Nach- dem schon fast alle Völker Asiens unterworfen waren, sollten nun auch die Griechen, welche an der westlichen Küste wohnten, sich unter die Herrschaft der Perser beugen. Cyrus hatte ihnen früher seine Freundschaft ange- boten, sie aber hatten diese übermüthig zurückgewiesen und sich sogar mit dem Krösus verbinden wollen. Cyrus gab ihnen nun folgende Fabel zur Antwort: „Es war einmal ein Fischer, der saß lange an: Ufer und pfiff den Fischen zum Tanze. Sie wollten aber nicht kommen. Da nahm er ein Netz und sing sie. Und als er sie an's Land zog und sie nun um ihn herum sprangen, sagte er: „ „Höret jetzt nur ans zu tanzen, da ihr vorher auf mein Pfeifen nicht habt tanzen wollen."" Es erging den asiatischen Griechen wie den gefangenen Fischen. Cyrus sendete einen seiner Feld- herren ab, der sie besiegte und seinem Könige unterwarf. Er selbst aber ging auf das große babylonische Reich los und griff Babylon an. Die
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