1866 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule
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5. Sulla zieht nach Rom.
Sulla, der unterdessen glücklich gegen Mithridates gekämpft hatte,
machte schnell Frieden, sobald er die Vorgänge in Rom erfuhr, und setzte
sich mit seinem siegreichen Heere in Marsch gegen Italien. Marius, der
wilde Marius zitterte, und vor Augst trank er so übermäßig, daß er (über
70 Jahr alt) seinen Tod fand. Ciuua sammelte ein Heer, um gegen
Sulla zu ziehen; aber seine eigenen Soldaten empörten sich gegen ihn
und schlugen ihn todt. Au der Spitze der Vylkspartei stand nun der
junge Marius und Sertorius; sie brachten ein Heer von 300,000 Mann
zusammen, das aber aus verdorbenen, zügellosen Schaaren bestand und
dem wohlgeübteu des Sulla nicht Stand zu halten vermochte.
Sulla landete (83 v. Chr.) in Italien, schlug alle seine Widersacher,
hielt dann einen prächtigen Triumphzug in Rom, sing aber nun ebenfalls
zu wüthen an. Sechstausend von des Marius Sklaventruppen hatten sich
ergeben, weil ihnen Verzeihung versprochen worden war; aber sie wurden
sammt und sonders in der großen Rennbahn zu Rom niedergemetzelt.
Während dies geschah, hielt Sulla in einem benachbarten Tempel eine
Versammlung der Senatoren; als diese das Geschrei der Unglücklichen
Herten, sprangen sie voll Entsetzen auf. Doch Sulla beruhigte sie mit den
Worten: „Es ist nichts, man richtet nur einige Elende hin."
Fürchterlich war die Acht (Proskription), die Sulla über seine Gegner
ergehen ließ. Die meisten Reichen und Vornehmen standen auf der Liste
der Geächteten (Proskribirten), und wessen Name auf einer solchen Liste
stand, der galt für vogelfrei. Wochenlang dauerte das Morden, während
Sulla mit liederlichen Weibern, Tänzern, Possenreißern schwelgte. „Wen
willst du denn noch leben lassen?" fragte ihn kühn ein angesehener Se-
nator, „es ist nur, um aus der Ungewißheit zukommen." Sulla äußerte:
„er wisse das selbst noch nicht." Vor der Hand hatte er noch 80 auf ein
Blatt geschrieben; Tags darauf gab er noch eine Liste von 220, und
nächsten Tages eben so viel; im Senat äußerte er: „es sollten noch Alle,
wie sie ihm gerade beifielen, daran kommen." Nach ungefährer Berech-
nung waren 15 Konsularen (die Konsuln gewesen waren), 90 Senatoren,
2600 Ritter und über 100,000 Bürger hingerichtet worden; denn nicht
allein in Rom, sondern auch in vielen andern Städten Italiens wütheten
Schrecken und Mord. Sklaven ermordeten ihre Herren, Verwandte die
Verwandten, um die Prämie für den Kopf eines Proskribirten zu erhalten.
Viele Güter wurden herrenlos, die Sulla an seine Günstlinge verschenkte;
sein Offizier Krassus kaufte um ein Spottgeld so viel, daß ihm fast die
halbe Stadt zum Eigenthum gehörte. Die 120,000 Soldaten des Sulla
wurden königlich belohnt.
Als die Gegenpartei so gut wie vernichtet war, rühmte sich Sulla,
die Ruhe und Ordnung im römischen Staate wieder hergestellt zu haben.
Ruhig war es nun allerdings geworden; kein Freund des Volkes regte
sich mehr, Niemand wagte mehr, seine Meinung frei heraus zu sagen,
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