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1. Das Mittelalter - S. 7

1866 - Leipzig : Brandstetter
5 Bürgerrecht und die römische Ritterwürde ertheilte. Als aber sein Vater Segimer gestorben war, kehrte er, mit Erlaubniß der Römer, in seine Heimath zurück. Vielleicht glaubte man zu Rom, daß der Jüngling, den man zu Ehren und Würden erhoben hatte, mit Liebe fiir Rom erfüllt sei und daß er seine Landsleute zu gleichen Gesinnungen führen würde; aber man irrte sich. Sowie Moses einst, als er am Hofe der Aegppter er- zogen wurde, in aller Weisheit derselben zunahm und doch voll heißer Liebe für sein armes, unterdrücktes Volk erglühete: so war auch Hermann nur seiner Bildung, nicht seiner Gesinnung nach ein Römer geworden. Sein Herz war und blieb seinem Vaterlande mit heißer Liebe zugethan. Er sah, als er in die Heimath zurückkehrte, die nahe Unterjochung seines Vaterlandes vor Augen. Immer weiter hatten sich die Römer mit List und Gewalt ausgebreitet; immer zahlreicher wurden ihre Schanzen und Besatzungen auf deutschem Boden; immer mehr wurden deutsche Sitten verdrängt. Um allmälig und unvermerkt das Joch der Knechtschaft über den Nacken der Deutschen zu werfen, entzog man ihnen durch Aus- hebung ihre junge Mannschaft, gewöhnte man sie an fremde Bedürfnisse und römische Lebensweise und schickte ihnen römische Advokaten zu, die nach römischem Recht die Streitigkeiten schlichten sollten. Besonders hart wurden die Deutschen von Quintilius Varus gedrückt, der jetzt Statt- halter war diesseits und jenseits des Rheins. Die Deutschen haßten ihn; denn dieser Römer nahm ihnen nicht bloß ihr Hab und Gut, sondern suchte ihnen auch das alte gute Recht aus der Hand zu winden und die Sprache ihrer Väter zu verdrängen, damit sie auch dann, wenn sie redeten, immer daran denken sollten, daß sie Knechte seien des römischen Kaisers. Hermann ergrimmte in seinem Herzen, als er die Schmach seines Vaterlandes sah, und er beschloß die deutsche Freiheit zu retten. Aber das Unternehmen war schwierig und für einen gemeinen Kops ganz unaus- führbar. Die Römer standen da mit einer großen Kriegsmacht, die sich an das rauhe Klima von Deutschland gewöhnt hatte. Die Deutschen waren getheilt, schwer zu vereinigen und noch schwerer zusammenzuhalten. Im offenen Felde konnten sie es nicht mit den kriegserfahrenen Römern aufnehmen; nur in sumpfigen, waldigen Gegenden, die sie genau kannten, ließ sich Vortheil für sie erwarten. Das bedachte Hermann und entwarf danach seinen Plan. 2 Ein Bruder Hermanns, Flavius mit Namen, war ganz und gar römisch geworden. Nach dessen Sinnesart beurtheilte nun auch Barns den Hermann, welcher eben so freundlich als Flavius gegen den römischen Feldherrn that und oft von Varus zu Tische geladen ward. Hermann ließ ihn beim Glauben, bis das Werk der Befreiung, das er heimlich im Herzen trug, zur Reife gediehen sei. Denn heimlich hatte er die Besten seines Stammes zusammenberufeu und mit ihnen in stiller Waldeinsamkeit Rath gepflogen. Alle erkannten, daß für die Deutschen nur darin Heil
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