1866 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
22
Hof und die Zimmer mit schönem Mosaikboden geziert, d. h. es sind' größere
und kleinere Steinchen von verschiedener Farbe zusammengesetzt. Der Hof
war mit 45 Marmorsäulen umgeben und in einem Winkel desselben be-
fanden sich zierliche Nischen für die Hausgötter.
In einem andern Hause fand man 1700 Bücherrollen, die ans einem
Repositorium der Reihe nach aufgestellt waren, — das war eine Bibliothek.
Denn die Alten hatten weder solches Papier, wie wir, noch wurden ihre
Bücher so gebunden wie die uusrigeu. Man schrieb vielmehr auf die
eine Seite einer Pergameuthaut und legte dieses Pergament dann aufgerollt
hin. Oder mau bereitete sich ein Papier aus der Zwiebel der in Aegypten
häufig wachsenden Papyrusstaude, indem mau die Häute der Zwiebeln ab-
schälte, sie einweichte, dann über einander legte und so lauge schlug, bis sie
breiartig wurden. Aus dieser breiartigen Masse bildete man dann große
Bogen, auf welche man, wenn sie getrocknet waren, die Buchstaben mit
schwarzer Farbe auftrug. Von dieser Art waren jene pompejanischen
Rollen; aber sie waren von der heißen Asche ganz verkohlt, und als mau
sie auseinander rollen wollte, fielen sie wie mürber Zunder zusammen.
So viel über Pompeji und Herkulanum. Aus jenes Unglück folgte
eine Feuersbrunst in der Hauptstadt Rom, und dann wieder eine schreck-
liche Pest, die Tausende von Menschen hiuwegrasste. Der menschenfreund-
liche Titus war überall mit seiner Hülfe gegenwärtig, wo die Noth am
größten war. Das Wohlthun war seine Lust, und er pflegte jeden Tag
für verloren zu achten, au welchem er seinen Mitmenschen nicht genützt hatte.
Leider sollte seine treffliche Regierung nur zwei Jahre währen; er starb,
vielleicht durch seinen heimtückischen Bruder Domitian vergiftet.
Traf an.
1.
Trajau, ein Spanier von Geburt, war der erste Ausländer aus dem
römischen Kaiserthrone. Schon ausgezeichnet als Feldherr, wurde er einer
der besten Kaiser, die regiert haben. Auch unter seiner zwanzigjährigen
Regierung fehlte es nicht an Unglücksfällen aller Art; hier zerstörte ein
Erdbeben ganze Gegenden, dort entstand eine Hungersnoth und Rom litt
durch Feuersbrünste, bei denen auch Nero's goldenes Haus, auf welchem
wohl der Fluch des Himmels ruhen mußte, abbrannte. Aber Trajan's
milde Hand linderte, dem Titus gleich, überall das Unglück. Unter dem
abscheulichen Domitian waren wieder die heimlichen Angebereien eingerissen;
Trajau reinigte Rom von dem Gesindel der Ankläger, die so vieler un-
schuldiger Menschen Leben auf ihrem Gewissen hatten; er ließ sie auf
Schiffe packen und schickte sie auf wüste Inseln, wo sie kein Unheil stiften
konnten. Die vorigen schlechten Kaiser hatten sich ängstlich mit Wache
umgeben und waren doch ermordet worden. Trajan umgab sich daher mit
einer stärkern Wache, mit der Liebe seiner Unterthanen. Er ließ auch seine
Bildsäulen nicht ausstellen, um verehrt zu werden, denn in den Herzen