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1. Das Mittelalter - S. 75

1866 - Leipzig : Brandstetter
73 König, der Aller Kräfte vereinigte, es vor^jeder Gefahr besser schützen werde, und erwählte (584) Autharis, den Sohn Kleph's, einen schönen, tapfern und klugen Mann. Der waltete mit Weisheit im Innern des Landes, sicherte die Grenzen und verband sich mit den Baiern gegen die Franken, welche stets in Unfrieden lebten mit den Longobarden. Der Volksstamm der Baiern hielt seit dem Fall der Ostgothen zum Reich der Franken, aber er war ihm nicht zinsbar, und wurde von eigenen Fürsten beherrscht. Damals war Garibald Herzog der Baiern, der hatte eine holdselige Tochter Theudelinde. Um diese warb nun König Autharis durch Gesandte, und Garibald sagte sie ihm zu. Da kam Autharis selber, den Baiern unbekannt, als sein eigener Botschafter verstellt, zu Garibald, und bat um die Gunst, die Braut zu erschauen, damit er ihre Gestalt und ihr Antlitz dem Könige daheim beschreiben könnte. Als er sie nun erblickte, überwältigte ihn ihre Schönheit, und er bat um einen Becher Wein aus ihrer schneeweißen Hand. Die Fürstentochter kredenzte ihm denselben, und als ihn der Unbekannte zurückgab, berührte er wie von ungefähr ihre Finger und Wangen. Darüber erschrak die Jungfrau, und voll Schaam erzählte sie es heimlich ihrer Amme. Die aber sagte: „Gewiß ist's dein Bräutigam selbst, denn kein Geringerer hätte solches gewagt, und fürwahr, der dich berührte, ist wohl werth, ein König und dein Gatte zu sein." Wie nun Autharis mit den Seinigen wieder vom Hofe fortzog, gaben ihm die Baiern bis zur Grenze des Landes das Geleit; da erhob sich Autharis auf seinem Roß, warf seine Streitaxt an den nächsten Baum, daß sie tief eindrang, und ries: „Solche Würfe thut Autharis." Daraus erkannten setzt die Baiern, daß sie den König selber begleitet hatten. Nicht lange darauf überzog der König der Franken den Garibald mit Krieg. Als die Baiern hart bedrängt wurden, entfloh Theudelinde mit ihrem Bruder Gundrald nach Italien, um Schutz zu suchen bei ihrem Verlobten, Autharis. Dieser ritt ihr mit einem großen Gefolge entgegen, und als er ihr auf den Gefilden bei Verona begegnete, hielt er dort gleich die stattliche Hochzeit. Jubelnd begrüßten die Longobarden ihre junge Königin. 5. Theudelinde und Agilulf. Nachdem Autharis sechs Jahre König der Longobarden gewesen war, starb er bei Ticinum (590). Die Königin Theudelinde (Theodolinde) aber hatte sich die Zuneigung des ganzen Volkes erworben und darum gestatteten sie ihr, daß sie Königin bleiben sollte, und versprachen auch, Denjenigen als ihren Herrn anzuerkennen, welchen Theudelinde sich zum Gemahl ersehen würde. Da berief die Königin die weisesten Männer und beredete sich mit ihnen; diese riethen ihr, den Agilulf zu wählen, einen tapferen und thätigen Mann, auch an Körper und Geist zur Herrschaft wohl geschickt. Die Kö> nigin ließ ihn zu sich entbieten und ritt ihm selber entgegen. Als er zu ihr kam, unterredete sie sich eine Zeit lang mit ihm und ließ dann Wein her- beibriugen. Zuerst trank sie, und reichte dann dem Agilulf den Becher.
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