1866 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
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seine Sendung über jeden Zweifel erhaben. Aber wie sollte er dazu ge-
langen? Eine freiwillige Uebergabe war nicht zu erwarten und gefährlich
schien es, die Stadt mit Gewalt zu erobern; der Ruf der Heiligkeit ruhete
auf ihr. Er näherte sich daher im Jahre 627 der Stadt Mekka auf eine
friedliche Art und brachte einen Vergleich mit den Koreischiten zu Stande,
kraft dessen ihm erlaubt wurde, im Jahre 628 die Kaaba zu besuchen und
drei Tage daselbst zu verweilen. Während dieses Aufenthalts erbauete er
das Volk durch Frömmigkeit und gewann selbst einige der angesehensten
Koreischiten, unter Anderen den tapfern Ch ale d, der ihn bei Ohod ge-
schlagen hatte und der nun im Dienste des Propheten das Schwert Gottes
genannt wurde. Hierauf rückte er im Jahre 629 unter dem Vorwände,
daß die Koreischiten den Vertrag gebrochen hätten, mit einem Heere von
10,000 Mann gegen Mekka. Aber auch jetzt wollte er nicht das Ansehen
eines Eroberers der heiligen Stadt haben. Er suchte daher Mekka durch
Unterhandlungen zu gewinnen, aber vergebens. Nun ließ er die Zugänge
der Stadt besetzen; doch verbot er alles Blutvergießen. Plötzlich griff
ein Haufen Koreischiten den tapfern Chaled an; aber dieser schlug sie
zurück und drang mit den Flüchtlingen zugleich in Mekka ein. Die wichtige
Stadt fiel in die Hände des Propheten.
Jetzt hatte Muhamed die glänzendste Epoche seines Lebens erreicht.
Triumphirend zog er in Mekka ein, rothgekleidet, auf seinem liebsten Ka-
meele sitzend, mit dem Scepter in der Hand und von einem glänzenden
Gefolge umgeben. Die Stadt empfing ihn als Propheten und Herrn und
er behandelte sie nicht als feindseliger Sieger, sondern als großmüthiger
Beschützer. Er erklärte Mekka als unverletzliche Freistatt und verzieh den
Koreischiten, die bisher seine unversöhnlichen Feinde gewesen waren; bloß
zehn Personen, nämlich sechs Männer und vier Frauen, waren von dieser
Verzeihung ausgenommen. Aber auch von diesen ließ er nur vier, die sich
durch ihre Laster verhaßt gemacht hatten, hinrichten. Das Vorsteheramt
über die Kaaba übertrug er dem Koreischiten Othman, der vor Kurzem
zu ihm übergetreten war. Er selbst zog unter dem wiederholten Ausruf:
„Gott ist groß!" siebenmal um die Kaaba herum und dann in dieselbe
hinein. Mit Unwillen erblickte er hier Götzenbilder; er ließ sie allesammt
hinauswerfen und zerschlagen.
10.
Kaum war Mekka in seinen Händen, so schickte er seine Feldherren
aus, um die benachbarten Stämme zu bekehren. Er selbst zog nach
50 Tagen denselben nach. Seine Märsche waren Siege. Ehrfurcht und
Schrecken ging vor ihm her und selbst da, wo seine Schaaren zurückge-
schlagen wurden, wußte er doch durch Klugheit und Tapferkeit sich aus
Verlegenheiten zu retten. Auch seine Freigebigkeit vermehrte und befestigte
die Zahl seiner Anhänger. Fast alle Stämme Arabiens erkannten ihn
theils freiwillig, theils gezwungen als den Oberherrn Arabiens an.
Auch nach Sprien unternahm der Prophet einen Kriegszug mit einem