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1. Das Mittelalter - S. 201

1866 - Leipzig : Brandstetter
199 hoffnungsvollen Jüngling dahin. Nach ihm übernahm Herzog Leopold von Oestreich die Führung des Heeres. 1v. In Deutschland wollte man lange nicht glauben, daß der Schirmherr des Reiches, der gefürchtete und geachtete Kaiser Rothbart, wirklich ge- storben sei. Die Volkssage hat ihn nach Thüringen in die Burg Kyff- hausen, versetzt. Dort sitzt er im unterirdischen Saale nachdenkend und sinnend am marmornen Tische. Zu Zeiten gelingt es einem Sterblichen, in jenes Gemach zu dringen. Dann wacht der Kaiser aus seinem Schlummer auf, schüttelt den rothen Bart und begehrt Kunde, ob noch krächzende Raben den Kyffhäuserberg umkreisen. So lange die schwarzen Vögel noch um die Felsenkrone flattern und ein Adler sie nicht Hinweggetrieben hat, so lange — meldet die Sage — verharrt auch der Alte noch in seiner ver- zauberten Burg. Vernimmt er, daß sie noch kreischen, so blickt er düster vor sich hin, seufzt tief und spricht: „Schlafe wieder ein, müde Seele! Noch muß ich hundert Jahre harren, bevor ich wieder unter meinem Volke erscheine." Zuletzt soll den schlummernden Kaiser ein Hirt gesehen haben, der seine Ziege durch die goldene Ane trieb und sich am Kyffhäuserberg verirrte. Der Bart des Kaisers war beinahe um den Marmortisch ge- schlungen. Wenn er denselben ganz bedeckt, dann erwacht Friedrich Barba- rossa und die Raben sind verscheucht. 3. Friedrich Ii. (1250 n. Chr.). 1. Heinrich Vi., der Sohn Friedrich Barbarossa's, hatte sich durch Hab- sucht und Grausamkeit verhaßt gemacht, und als er gestorben war, wollten weder Deutsche noch Sicilianer seinen Sohn Friedrich, der noch ein unmündiges Kind war, anerkennen, doch seiner klugen Mutter Konstantia gelang es mit Hülfe des Papstes, daß er zum König von Sicilien und Neapel gekrönt wurde. In Deutschland aber loderte der Streit zwischen Welfen und Hohenstaufen mit erneuter Heftigkeit auf. Die eine Partei wählte Otto, einen Sohn Heinrich's des Löwen, die andere den Herzog Philipp von Schwaben, einen Sohn des Barbarossa und Oheim des zweiten Friedrich. Mit furchtbarer Wuth kämpften die beiden Gegenkönige zehn Jahre lang um den Besitz der Krone. Die verderbliche Zwietracht zwischen Welfen und Hohenstaufen drang bis in das Innere der Häuser und Familien. Raub, Mord und Grausamkeit aller Art wütheten so schauderhaft, daß selbst Kirchen und Klöster nicht verschont blieben. Handel, und Gewerbfleiß verfielen, und da König Philipp die großen Schätze und Güter der Hohenstaufen zu Bestechungen verschwendete, so schwand auch alle Redlichkeit und die Fürsten und Herren verkauften ihre Treue schäm-
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