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1. Das Mittelalter - S. 211

1866 - Leipzig : Brandstetter
209 mit seinem Pferde, so hörte er eine Schelle klingen. Er ritt dem Getön nach durch das Gesträuch, zu erfahren, was da wäre. Da fand er einen Priester mit dem hochwürdigen Sakrament und seinen Meßner, der ihm das Glöcklein vortrug; da stieg Graf Rudolph von seinem Pferde, knieete nieder und bewies dem heiligen Sakramente seine Verehrung. Nun war es an einem Wasserlein und der Priester stellte das heilige Sakrament neben sich, fing an, seine Schuhe auszuziehen, und wollte durch den Bach, der sehr angeschwollen, hindurchwaten, denn der Steg war durch An- wachsen des Wassers hinweggerissen. Der Graf fragte den Priester, wo er hinauswolle. Der Priester antwortete: „Ich trage das heilige Sakra- ment zu einem Siechen, der in großer Krankheit liegt, und da ich an das Wasser gekommen, ist der Steg hinweggerissen, muß also hindurchwaten, damit der Kranke nicht verkürzt werde." Da hieß Graf Rudolph den Priester mit dem hochwürdigen Sakra- mente auf sein Pferd sich setzen und damit bis zum Kranken reiten, damit er nicht versäumt werde. Bald kam der Diener einer zum Grafen, auf dessen Pferd setzte er sich und ritt der Waidlust nach. Da nun der Priester wieder heim kam, brachte er selber dem Grafen Rudolph das Pferd wieder mit großer Danksagung für die Gnade und Tugend, die er ihm erzeigt. Da sprach Graf Rudolph: „Das wolle Gott nimmer, daß ich oder meiner Diener einer mit Wissen ein Pferd besteige, das meinen Herrn und Schöpfer getragen hat. Dünket Euch, daß Jhr's mit Gott und Recht nicht haben möget, so bestimmt es zum Gottes- dienst, denn ich habe es dem gegeben, von dem ich Leib, Seele, Ehre und Gur zu Lehen habe." Der Priester sprach: „Herr, so wolle Gott Ehre und Würdigkeit hier in Zeit und dort in Ewigkeit Euch schenken." Am folgenden Morgen ritt Rudolph in ein Kloster. Dort sagte ihm die Klosterfrau: „Darum wird Gott der Allmächtige Euch und Eure Nachkommen hinwiederum begaben und sollet fürwahr wissen, daß Ihr und Eure Nachkommen zu höchster zeitlicher Ehre gelangen werdet!" Der Priester wird Kaplan des Erzbischofs von Mainz und hat ihm und anderen Hwiwen von solcher Tugend, auch von der Mannheit des Grafen Rudolph so rühmend gesprochen, daß sein Name im ganzen Reich bekannt und berühmt ward, so daß er nachmals zum römischen König er- wählt wurde. 2. Rudolph wird zum König erwählt. Während Rudolph Basel belagerte (1273), empfing er die Nachricht von seiner Erhebung auf den deutschen Thron. Er selbst war durch das Unerwartete überrascht und noch mehr seine Feinde. Unwirsch schlncf sich der Bischof von Basel vor die Stirn und rief: „Sitze nur fest, Herr Gott, oder Rudolph wird deinen Platz einnehmen." Die Baseler Bürger- schaft aber machte sogleich mit ihm Frieden, öffnete ihm die Thore und leistete ihm den Eid der Treue. Er ging darauf nach Mainz, wo er die Reichsinsignien in Empfang nahm bis ans das Reichsscepter, das in den Grube, Geschichtsbilder. Ii. 14
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