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1. Das Mittelalter - S. 236

1866 - Leipzig : Brandstetter
234 du herrliches, immerdar leuchtendes Schwert, du bist geziert mit einer elfen- beinernen Koppel und mit einem goldenen Kreuze, du trägst den Namen Gottes eingegraben auf deiner Klinge und bist mit aller Tugend eines Schwertes begabt. Wer aber soll von nun an dich führen im Streit? Du hast viele Mauren gefällt und so oft ich einen Ungläubigen niederschlug, gedachte ich dabei an Gott und Christum. Nun aber werden die Ungläu- bigen selbst dich hinwegnehmen und ihnen wirst du dienen müssen!" Als Roland diese Worte sprach, gedachte er lieber sein treues Schwert zu zer- trümmern, als es den Mauren zu überliefern, und er schlug ans allen Kräften ans den Marmorstein, der da errichtet war. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Dreimal versuchte es Noland und es wollte ihm nicht gelingen und Durenda blieb unversehrt. Alsdann nahm Roland sein Horn und stieß mit Macht hinein, damit die Christen, welche etwa noch im Walde sich verborgen hielten, sich um ihn sammelten; oder wenn Einige von denen,, die das Gebirge bereits über- schritten hatten, etwa den Ton vernähmen, zu ihm eilen und bei seinem Tode gegenwärtig sein möchten. Er stieß aber mit solcher Kraft in's Horn, daß es zersprang und die Sehnen an seinem Halse zerrissen. Und selbst König Karl, der schon acht Meilen entfernt war, vernahm den ge- waltigen Schall; denn die Engel des Himmels trugen ihn dahin. Da wollte Karl sogleich umkehren und ihm Huste bringen; aber der schlimme Ganelon, der wohl wußte, was dort geschah, hinderte ihn daran und sprach: „Vielleicht ist Roland auf der Jagd und ruft seine Gefährten zusammen; denn oft stößt er ans diese Weise in's Horn!" Roland aber lag nun auf dem Grase ausgestreckt in heißer Ficber- gluth und sehnte sich nach einem Trünke Wassers. Da kam ein Franke daher, Namens Balduin, und ihn bat Roland um einen Trunk. Balduin suchte lang, aber er fand keine Quelle und da er zurückkehrte und Roland schon im Sterben lag, betete er mit ihm und segnete ihn. Dann aber be- stieg er eilends sein Roß und jagte dem fränkischen Heere nach, damit Einige wiederkehrten und Roland's Leiche nicht in die Hände der Mauren fallen ließen. Als Karl diese Nachricht vernahm, ward er sehr bekümmert und kehrte selbst wieder um. Da fand er seinen Neffen, der todt da lag, die Arme in Krenzesgestalt auf der Brust. Der Kaiser und alle Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackern Helden und aller seiner Mannen. Ganelon aber ward des Nerraths überwiesen und an die vier wildesten Pferde gebunden, die im fränkischen Heere zu finden waren, und von diesen schrecklich zerrissen. . 3. Das Andenken an Roland, ob an diesen oder einen andern, lebt noch in mancher andern Sage fort. Wo der grüne Rhein das Gebirge verläßt, das er in grauer Vorzeit zwischen Bingen und dem Siebengebirge durch- brochen haben soll, unfern von Bonn, liegt ein Ort, Rolandseck ge- nannt. Auf einem steilen Berge steht da noch ein alter Fensterbogen, der
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