Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Mittelalter - S. 258

1866 - Leipzig : Brandstetter
256 dahin mit kindlichem Gehorsam gedient hatte. Zuerst wandte sie sich nach Banco nleurs, wo sie bei dem dortigen Befehlshaber, Baudricourt, Zutritt fand (1429). Als sie diesem Manne ihr Vorhaben eröffnete, hielt er sie für eine Schwärmerin und wollte nichts von ihr wissen. Doch entschloß er sich endlich, ihretwegen an den König Karl zu berichten. Die Antwort war, er möchte sie schicken, damit man sie näher prüfen könne. So zog denn Johanna in Mannskleidern, zu Pferde und im Geleite meh- rer Ritter, an den französischen Hof. Unterwegs erwarb sie sich durch ihre kluge Rede, durch ihre Gottes- furcht und Sittsamkeit große Achtung von Seiten ihrer Begleiter. Als sie in Chinon angekommen war, dauerte cs eine lange Zeit, bis sie bei dem Könige vorgelassen wurde. Karl Vii. war lange ungewiß, ob er ihren Offenbarungen trauen oder sie für teuflisches Blendwerk halten solle. Endlich ließ er sie vor sich kommen und die Jungfrau erkannte sogleich den König, obgleich sich dieser.ohne alle Zeichen seiner Würde unter den Haufen der Hoflente gemischt hatte. Dann entdeckte sie ihm auch ein Ge- heimniß, daß Niemand außer dem Könige wissen konnte. Das erregte großes Aufsehen. Um aber ihre göttliche Sendung außer allen Zweifel zu setzen, ließ Karl Vii. zuerst von einer Versammlung Geistlicher, dann von dem Parlament zu Poitiers sie prüfen und Alle thaten den Ausspruch, Johanna sei von Gott zur Rettung Frankreichs gesandt. 4. Nun ward der Entschluß gefaßt, dem wunderbaren Mädchen, als einer göttlichen Prophetin, die Führung des Heeres anzuvertrauen. Sie erhielt, ihrem Verlangen gemäß, ein Schwert, das in der Katharinenkirche zu Fierbois aufbewahrt wurde und das sie genau beschrieb. Dann erbat sie sich eine weiße, mit Lilien gestickte Fahne, worauf Gott mit der Welt- kugel in der Hand abgebildet war und die Worte geschrieben standen: „Je- sus Maria!" Diese Fahne trug sie, wie sie selbst sich äußerte, um das Schwert nicht brauchen zu dürfen. Hierauf legte sie Mannskleider an, panzerte sich vom Kopf bis zu den Füßen und bestieg dann ein Strcitroß. Mit dem Gefolge, und Ansehen eines Feldherrn ward sie nach Blois ge- sendet zu den französischen Truppen, die Orleans entsetzen oder wenigstens mit neuer Zufuhr versehen sollten. Der Glaube an ihre göttliche Sen- dung zog ihr voran. Als sie zu Blois angekommen war, drang sie vor Allem bei den Soldaten auf Religionsübung und gute Sitten. Sie befahl, daß Alle beten, die Messe hören, beichten und das heilige Abendmahl genießen soll- ten; sie beschränkte das Fluchen, Spielen, Plündern; sie vertrieb alle lie- derlichen Dirnen aus dem Lager und sprach den Soldaten Muth und Trost ein. Den Engländern ließ sie ihre Ankunft verkündigen und befahl ihnen im Namen Gottes ihr sogleich Platz zu machen. Darauf traf sie Anstalten, um die Zufuhr nach Orleans zu bringen und sich selbst in diese hart bedrängte Stadt zu werfen.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer