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1. Das Mittelalter - S. 272

1866 - Leipzig : Brandstetter
270 Turniere und versagte denen, welche darin gefallen waren, ein christliches Begräbniß. Auf ihren Burgen lebten übrigens die Ritter wie kleine Könige, in Reichthum, Pracht und heiterem Lebensgenüsse. Ein Fest drängte das andere. Beim Becherklang ergötzten sie sich an den Erzählungen ihrer Großthaten. Andere, welche kein Eigenthum besaßen, zogen mit ihren Knappen zu Roß von Land zu Land, schmauseten bei andern Rittern und gingen, wie einst die griechischen Helden Herkules, Jason, Theseus, auf Abenteuer aus. Diese nannte man,Jährende Ritter." Bald kamen wun- derbare Erzählungen auf von Abenteuern und Heldenthaten, welche diese Ritter vollbracht haben sollten. Der eine hatte gegen Zauberer, der audere gegen fürchterliche Riesen, der dritte sogar gegen feuerspeiende Drachen gekämpft. Manche Ritter vergaßen aber die Würde ihres Standes so sehr, daß sie fast nur von Streit und Fehde, von Raub und Plünderung lebten. Da hingen an Bergen und Felsen hundert und hundert trotzige Burgen, die wie eine große Sklavenkette sich durch das ganze Land zogen. Aus ihren Raubnestern machten die Ritter mit ihren Reisigen Ausfälle, über- fielen den armen, wehrlosen Wanderer, den Bauer und den Städter, war- fen die Knechte der Kaufleute nieder und führten den Raub frohlockend mit sich auf ihre Burg. Auch an den Felsenufern der Flüsse erhoben sich drohend ihre Schlösser und Burgen und die vorüberfahrenden Schiffe mußten harten Zoll erlegen. In den häufigen Fehden der Ritter unter- einander wurden nicht selten die blühendsten Saatfelder von den Hufen der wilden Streitrosse zertreten. Die Kaiser waren schwach und vermoch- ten selten dem Uebermuthe der Adeligen mit kräftigem Arme zu steuern. Das waren die traurigen Zeiten des Faustrechts, wo derjenige Recht be- hielt, der die Gewalt besaß.
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