1866 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule
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Er verheiratete sich mit Barbara Brangbier, einer Tochter des Bürger-
meisters von Gotha, und lebte mit ihr in sehr glücklicher Ehe, denn er war
ein sanfter, gutmüthiger Mann. Von seinen Mitbürgern war er sehr
geachtet und genoß so viel Vertrauen, daß sie ihn 1519 zum Kämmerer
und Senator, 1537 aber zum Bürgermeister wählten. Dies Amt beklei-
dete er sieben Jahre; dann legte er es freiwillig nieder, weil ihn das
Alter drückte. Seine amtliche Thätigkeit verhinderte ihn jedoch nicht am
Malen, besonders malte er die Bildnisse der sächsischen Kurfürsten und
Prinzen, so wie seiner Freunde Luther und Melanchthon, deren Portraits
er sehr vervielfältigte. Oft wurde Krauach in seinem Arbeitszimmer von
hohen Herrschaften besucht, die ihm mit Vergnügen zusahen, und die er
wieder aus die Jagd zu begleiten pflegte. Wurden da besonders große
und schöne Thiere erlegt, so war er gleich bei der Hand, sie abzumalen.
Kranach's Ruhm war so groß, daß der König Ferdinand ihn nach Wien
berief, damit er mit seinen schönen Gemälden die Schlösser ausschmückte.
Die Bildergalerien in Wien, München, Prag und Dresden verdanken dem
Lukas Kranach ihre Entstehung. So lieblich auch oft die Gesichter dieses
Malers sind, so haben die Figuren doch den Fehler, daß sie nicht die rechte
Gewandung haben; alte römische Feldherren und Senatoren sind gekleidet
wie sächsische Ritter oder wittenbergische Bürgermeister. Außer seinen
größeren Oelmalereien machte Kranach noch treffliche Miniaturgemälde;
man findet sie noch in den Gebet- und Geschichtsbüchern der damaligen
Kurfürsten.
2.
Da Lukas Krauach mit ganzer Seele an seinem Herrn hing, so be-
trübte ihn der Tod des guten Friedrich gar sehr. Er war unter denen,
welche der kurfürstlichen Leiche folgten, als diese von dem Schlosse, wo
Friedrich gestorben war, nach Wittenberg gebracht wurde; dabei hatte er
die Ehre, jedem Armen auf Befehl des neuen Kurfürsten Johann einen
Groschen auszuhändigen. Auch Johann starb schon 1532; doch ersetzte ihm
Johann Friedrich durch große Gnade und unbedingtes Vertrauen den Ver-
lust reichlich, so daß Krauach recht eigentlich der Freund des Kurfürsten
wurde.
Das harmlose Leben des Malers ward sehr getrübt durch schwere
Verluste; sein ältester Sohn Johann starb auf einer Reise nach Italien;
fünf Jahre daraus verlor er auch seine geliebte Frau und nach abermals
fünf Jahren seinen Freund Luther, der so gern mit ihm verkehrt hatte.
Aber fast noch mehr, als diese häuslichen Kümmernisse, schlugen den alten
Mann die Unglücksfälle nieder, die seit 1547 sein Vaterland Sachsen und
seinen Kurfürsten trafen. Als Kaiser Karl nach dem Siege bei Mühl-
berg vor die Residenz Wittenberg rückte und sie belagerte, waren fast alle
angesehenen Einwohner, selbst der edle Melanchthon, aus Furcht vor Kriegs-
ungemach fortgegangen. Nur Krauach hielt es für seine Bürgerpflicht,