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1. Die neue Zeit - S. 160

1866 - Leipzig : Brandstetter
160 jedoch nicht ohne geheime Furcht, es möchte dieser Triumph nur von kurzer Dauer sein. Denn der junge König war sehr schwächlich, so daß sein baldiger Tod zu fürchten war; seine Schwester Maria aber galt für eine eifrige Katholikin und diese, als die Tochter aus Heinrich's erster Ehe (mit Katharina von Aragonien) mußte den Thron erben. Lieber hätten die Engländer Heinrich's Tochter aus zweiter Ehe (mit Anna von Boleyn), die protestantische Elisabeth, als Königin anerkannt, aber wenn Maria übergangen wurde, mußte auch Elisabeth übergangen werden. Diesen Umstand benutzte North umberland, einer der mächtigsten und reichsten Herzoge in England, um seine ehrsüchtigen Pläne durchzusetzen und die königliche Krone an sein eigenes Haus zu bringen. Er hatte seinen Sohn Guilfort Dndleh (sprich Gilfort Doddli) mit Johanna Gray, einer Enkeltochter der jüngeren Schwester Heinrich's Viii., ver- mählt. Als nun Eduard ans dem Sterbebette lag, begab er sich zu ihm und wußte durch allerlei Vorspiegelungen das Gewissen des jungen Königs so lange zu ängstigen, bis dieser endlich seine eigene Schwester Maria von der Thronfolge ausschloß und sie dagegen der Johanna Gray zusicherte. Sobald der König gestorben war, ließ Northnmberland den Palast mit einer Wache umgeben, damit das Volk nicht früher den Tod erführe, als er seine Veranstaltungen getroffen hätte. Schon waren von ihm die Vor- nehmsten des Reichs durch große Versprechungen gewonnen und Johanna Gray wurde zur Königin erwählt. Sie war erst sechszehn Jahr alt und zeichnete sich gleicherweise durch die reinste Tugend und Anmuth, als durch den seingebildetsten Geist aus. Sie hatte nichts von den Plänen und Miß- griffen Northnmberland's erfahren. Nun, als ihr Vater, der Herzog von Suffolk (Sufsock), mit dem Herzog von Northumberland ihr die wichtige Nachricht überbrachten, ward sie vor Schrecken sprachlos und als sie sich gefaßt hatte, sprach sie zu den Anwesenden: „Der Schwester Eduard's, nicht mir, gehört der Thron. Ungeachtet meiner Jugend bin ich alt genug, die Wechsel des Glückes zu kennen und habe in Katharina von Aragonien und Anna Boleyn warnende Beispiele. Auch ich fühle mich zu schwach für eine solche Würde, und wer mich wahrhaft liebt, wird mich nicht Stürmen aussetzen wollen, die unvermeidlich sind." Doch den vereinigten Bitten ihrer Verwandten und Freunde ergab sie sich. „Mag denn Gott mir Kraft verleihen", sprach sie, „das Szepter zu seiner Ehre und zum Besten der Nation zu führen." Am folgenden Tage begab sich die junge Königin nach dem Tower (Tauer), dem gewöhnlichen Aufenthalte der englischen Könige vor ihrer Krönung, und hielt ihren Einzug mit großem Gepränge. Das Volk aber nahm keinen Theil an der Feier, es murrte laut und weigerte sich standhaft, die Schwiegertochter des ränkevollen Northumberland als Königin anzuerkennen. Der überwiegend größere Theil des englischen Volkes erklärte sich für Heinrich's Viii. Tochter Maria, deren An- hang sich schnell vergrößerte und die nach wenigen Tagen triumphirend in die Hauptstadt einzog. Nur neun Tage hatte Johanna regiert und d-.ese
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