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1. Die neue Zeit - S. 210

1866 - Leipzig : Brandstetter
210 zwölfjährigen Krieges entrissen. Die Unterdrückten aber erhoben wieder muthig ihr Haupt und schlossen sich an den Sieger an, den sie fast ab- göttisch verehrten. Am Tage nach der Schlacht fand sich auch der Kurfürst von Sachsen wieder ein und der König war edel genug, ihn freundlich zu empfangen und ihm zu danken, daß er zu dieser Schlacht gerathen habe. Er trug ihm auf, mit seinem Heere in Böhmen einzudringen, während er selbst durch die Rheingegenden nach Baiern ziehen wollte. 9. Folgen -es Sieges. Größere Macht über die Gemüther hat seit Luther wohl Niemand geübt, als Gustav Adolf. Sein Weg durch Thüringen nach dem südlichen Deutschland glich einem ununterbrochenen Trimnphzuge. In Frankfurt stieß auch der „Winterkönig" zu ihm, der sich unterdessen in Holland um- hergetrieben hatte. Tilly zog so viel Streitkräfte als möglich zusammen, und als Gustav bei Rain über den Lech setzen wollte, stellte er sich ihm entgegen. Aber die tapferen Schweden erkämpften den Uebergang und der alte Tilly wurde durch eine Stückkugel am rechten Knie verwundet, so daß er nach Ingolstadt gebracht werden mußte, wo er nach 15 Tagen ver- schied. In ihm verlor der Kaiser einen großen Feldherrn und tüchtigen Kriegsmann, der zwar roh, aber doch ein Mann von gutem Schrot und Korn war, unerbittlich streng gegen sich selber lebte, gegen seine Soldaten aber fürsorglich und höchst.freigebig war. Als ihn der Kaiser zum Reichs- fürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit dieser das Patent nicht ausfertige. Er war klein, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner langen spitzigen Nase und seiner runzligen Stirn sahen zwei große finstere Augen heraus. Sein graues borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzigen hochaufgestutzten Hute zu be- decken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder nach hinten zu herab- hing. Er trug ein grün atlassenes Kleid nach spanischem Schnitt mit aufgeschlitzten Aermeln, weite Beinkleider von demselben Zeuge und aufge- schlitzte weite Stiefeln. In der Schlacht ritt er einen kleinen Grauschim- mel. Vor der Schlacht bei Breitenfeld konnte sich Tilly rühmen, nie eine Schlacht verloren zu haben. Niemals hatte er einen Rausch und niemals Umgang mit liederlichen Weibsbildern. Er starb in seinem 73sten Jahre. Nachdem Gustav einen wiederholten Sturm gegen das feste Ingol- stadt, in welches sich auch der Kurfürst von Baiern geflüchtet hatte, ver- geblich unternommen, brach er nach München auf. Die Hauptstadt zitterte und nur ihre freiwillige Unterwerfung konnte den Zorn des Siegers ent- waffnen. Die Pracht des kurfürstlichen Schlosses setzte ihn in Erstaunen und er fragte nach dem Namen des Baumeisters. Es ist kein anderer, als der Kurfürst selbst, sagte man ihm. „Ich möchte ihn haben, diesen Baumeister" — erwiderte der König — „um ihn nach Stockholm zu schicken." Als man das Zeughaus durchsuchte, fand man blos Lasteten
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