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1. Die neue Zeit - S. 224

1866 - Leipzig : Brandstetter
224 mehrere Festungen am Rheine geschleift werden, so daß Frankreich nun ein offenes Thor nach Deutschland bekam. Zuerst erhielt es die Bestäti- gung seiner völligen Landeshoheit über die lothringischen Bisthümer, Metz, Toul und Verdun. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen, nebst der Festung Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und die sekularisirten oder weltlich gemachten Bisthümer Bremen und Verden, außerdem Sitz und Stimme auf dem deutschen Reichstage. Als Kriegskosten wurden dem- selben fünf Millionen Thaler zugesichert. Bis diese Summe von dem er- schöpften Deutschland aufgebracht war, hielten die Schweden die Festungen besetzt. Brandenburg bekam die Stifter Minden, Halberstadt, Kamin und Magdeburg. Hessenkassel hatte im Laufe des Krieges nichts verloren, gleichwohl erhielt es für seine treue Anhänglichkeit an Schweden die Abtei Hirsch- feld nebst 600,000 Thalern, welche Münster, Paderborn, Mainz, Köln und Fulda aufbringen mußten. Mecklenburg bekam wegen des abgetretenen Wismar, die Bisthümer Schwerin und Ratzeburg als Fürstenthümer. Baiern erhielt die Oberpfalz nebst der Kurwürde; den übrigen Theil der Pfalz aber, die Unter- oder Rheinpfalz, erhielt der Sohn des geäch- teten Friedrich V. zurück, nebst der neu errichteten achten Kurfürstenstelle. Den sämmtlichen deutschen Fürsten wurde die längst geübte Landes- hoheit nun auch gesetzmäßig zugesprochen, wohin auch das Recht gehörte, Bündnisse unter sich und mit auswärtigen Mächten zu schließen, insofern sie nicht dem Reiche zu Schaden wären. In Hinsicht der Religionsangelegenheiten wurden den Lutherischen und Reformirten gleicbe Rechte mit den Katholiken eingeräumt und zugleich fest- gesetzt, daß sie alle Kirchen und Kirchengüter behalten sollten, die sie seit dem Jahre 1624 besaßen. Dieses Jahr bekam deshalb den Namen Nor- mal- oder Bestimmungsjahr. Somit war das frühere Restitutionsedikt hierdurch stillschweigend von selbst aufgehoben. Der Friede mit Schweden zu Osnabrück wurde am 8. August, mit Frankreich zu Münster am 17. September geschlossen, beide Friedens- schlüsse aber erst am 24. Oktober bekannt gemacht. Das Schmählichste für uns Deutsche war, daß die Ausländer, Schweden und Franzosen, auch noch die Gewährleistung unserer Reichsverfassung und der Friedensbe- dingungen übernahmen, und daß wir die übermüthigen Fremdlinge so lange beherbergen und ernähren mußten, bis alle Bedingungen auf das Genaueste erfüllt waren. So endete der dreißigjährige Krieg, der unglücklichste und schmach- vollste, den Deutschland je geführt hat. Unser sonst so blühendes Vater- land bot jetzt einen erschütternden Anblick dar. Tausende von Flecken, Dörfern und Städten lagen nieder in Schutt und Asche, und heimathlos irrten die unglücklichen Bewohner umher. In Böhmen und Mähren allein
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