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1. Die neue Zeit - S. 274

1866 - Leipzig : Brandstetter
274 lichen Ausgange verzweifelnd, hatte bereits den Befehl zum Rückzug mit Bleistift auf ein Blatt Papier geschrieben, da ändert Friedrich plötzlich die Schlachtordnung gegen den Rath seiner Generale. Ein sächsischer Oberst bemerkt schnell die daraus entstehende Verwirrung, schickt Daun's Befehl nicht weiter, wirft sich mit seinen Reitern auf das preußische Fuß- volk und bringt es zum Weichen. Bald war die Niederlage der Preußen entschieden; sie mußten sich nach einem Verlust von 13,000 Todten und Verwundeten und 45 Kanonen nach Sachsen zurückziehen. Dagegen über- schwemmten die Oesterreicher den größten Theil von Schlesien und einer ihrer Generale, Namens Haddik, wagte sich sogar mit 4000 Kroaten bis vor die Thore von Berlin und brandschatzte die Hauptstadt. I>. Schlachten bei Roßbach und Leuthen. Unterdeß waren die Russen raubend und plündernd in Ostpreußen eingedrungen und hatten den preußischen Feldmarschall Lewald bei Groß- jägerndorf geschlagen; die Schweden hatten Pommern besetzt und zwei französische Heere waren in Hannover und Hessen eingedrungen. Fried- richs Lage schien verzweiflungsvoll. Er, theilte sein Heer in mehrere Haufen und mit einem derselben wandte er sich gegen die Franzosen, um ihrem weiteren Vordringen Einhalt zu thun. In Gotha trafen die Preu- ßen zuerst mit ihnen zusammen. Friedrich hatte von der Herzogin von Gotha geheime Nachricht erhalten, daß der französische General Soubise nebst der ganzen Generalität sich in das herzogliche Schloß einquartiert hätte. Sogleich sprengte der preußische General Sehdlitz, der kühne Mann, mit 1500 Reitern nach Gotha. Es war gerade Mittag und die Franzosen ließen es sich bei reich besetzter Tafel Wohl schmecken, als Sehdlitz vor den Thoren erschien. Die 6000 Franzosen, die in der Stadt lagen, dachten an keinen Widerstand, sondern verließen erschrocken ihre rauchenden Schüsseln und flohen mit solcher Eile aus der Stadt, daß von den herein- stürmenden Preußen nur wenige Soldaten, aber desto mehr Friseurs, Köche und Komödianten und Kammerdiener gefangen und ganze Kisten von wohl- riechender Wasser und Pomaden, auch eine Menge Haarbeutel, Pudermäntel und Sonnenschirme erobert wurden, ein Beweis, welche Ueppigkeit damals im französischen Lager herrschte. Triumphirend kehrten die Reiter mit der gemachten Beute zu ihren lachenden Kameraden zurück. Nachdem Soubise zu Erfurt mit dem Reichsheer sich vereinigt hatte, zog er weiter hinauf, um den König Friedrich aufzusuchen. Dieser rückte bereits dem 60,000 Mann starken Feinde mit 22,000 Mann kühn ent- gegen. Bei dem Dorfe Roßbach, nicht weit von Weißenfels, traf er am 5. November mit den Feinden zusammen. Schon jubelten diese, daß Friedrich mit seiner Potsdamer Wachtparade — wie sie das kleine Preu- ßenheer nannten — dem Tode oder der Gefangenschaft nicht entgehen könnte. Mit klingendem Spiel und wehenden Fahnen zogen sie um den Hügel herum, aus den sich Friedrich postirt hatte, und wollten ihn um- zingeln. Friedrich beobachtete ruhig ihre Bewegungen, ohne einen Schuß
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