1866 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule
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Europa gedrungen, so ward Franklin ein wahrhaft gefeierter Mann, als
die uordamerikanische Revolution ausbrach. England, als der Mutterstaat,
.hatte bis 1769 seine nordamerikanischen Kolonien friedlich besessen und fried-
lich regiert. ' Da fiel es dem englischen Ministerium ein, allerlei drückende
Abgaben von den Nordamerikanern zu erheben, ohne diesen die gleichen
Rechte zu bewilligen wie den Engländern. Nun weigerten sich die amerika-
nischen Städte, englische Waaren zu kaufen, und als im Jahre 1773 drei
englische, mit Thee beladene Schiffe in den Hafen von Boston einliefen,
gingen 17 Personen, als Mohawk-Jndianer verkleidet, auf diese Schiffe und
warfen den ganzen Thee in's Wasser. Darüber kam es zum Kriege zwi-
schen dem Mutterlande und seinen Kolonien, in welchem diese den Sieg
errangen und sich für frei und selbständig erklärten. Die Männer aber,
die am meisten zum glücklichen Ausgange dieses Kampfes beitrugen, waren
Franklin und Washington, dieser als Krieger, jener als Staatsmann.
9.
Noch vor dem Ausbruche der Revolution ging Franklin als Ge-
sandter nach England und suchte die Regierung milder zu stimmen. Er
hielt noch eine Aussöhnung für möglich. Freilich hatte schon im Jahre
1759 der hellblickende Lord Crambdon zu Franklin bei dessen Anwesenheit
in London gesagt: „Trotz Allem, was ihr Amerikaner von eurer Treue
sprecht, trotz eurer so oft gerühmten Liebe zu England weiß ich doch, daß
ihr die Bande, die euch mit jenem verknüpfen, einst abschütteln und das
Banner der Unabhängigkeit erheben werdet!" „Kein solcher Gedanke —•
antwortete Franklin — existirt und wird je in die Köpfe der Amerikaner
kommen, es sei denn, daß ihr uns schmählich behandelt." Der Zeitpunkt,
wo die englische Regierung durch ihre eigensinnige unkluge Strenge die
Widersetzlichkeit der Kolonien hervorrief und sie antrieb, für ihre Freiheit
Alles zu wagen, war näher, als Franklin damals selber glaubte. Im
Jahre 1767 ließ sich der englische Finanzminister Townshand vom Par-
lament einen Einfuhrzoll von Thee, Papier, Glas und Farben für
Amerika bewilligen, d. h. die Kaufleute, welche diese Waaren nach den
Kolonien fuhren, mußten dafür einen Zoll entrichten, welcher in die Re-
gierungskasse floß. Da nun die Amerikaner durch Handelsgesetze ge-
zwungen waren, diese englischen Waaren, die nun im Preise stiegen, zu
kaufen, so war ihnen damit eine Steuer auferlegt, zu welcher sie keine
Zustimmung gegeben hatten, und cs reifte im Volke der Entschluß, sich
solcher Willkür nicht zu fügen. Als dann die englische Regierung die
Statthalter und Richter, welche bisher überwiegend vom Volke gewählt
waren, von sich allein abhängig zu machen suchte, um den Amerikanern
einen Zügel anzulegen, ward der Unwille allgemein. Hutchinson, der
Statthalter von Massachusetts, hatte Briefe an hochgestellte Engländer
geschrieben, worin er rieth, die Widersetzlichkeit der Amerikaner mit Ge-
walt zu unterdrücken und mehr Soldaten in die Kolonien zu schicken.
Diese Briefe kamen in die Hände Frankliu's, der sie alsbald seinen Lands-