1866 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule
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teilten bekannt gab. Nun reichten die Vertreter der Kolonie dem Könige
Georg Iii. eine Bittschrift ein, worin sie um Absetzung Hutchinson's baten. -
Sobald Franklin diese Schrift überreicht hatte, ward er vor den geheimen
Rath des Königs geladen und vom Oberstaatsanwalt heftig angefahren,
als sei er — Franklin — an all' den Unruhen Schuld. Seine ruhige,
würdevolle Haltung machte zwar auf alle Unparteiische den günstigsten
Eindruck, doch der Rath des Königs erklärte das Gesuch der Kolonie für
grundlos und aufreizend, es wurde zurückgewiesen und Franklin zugleich
seiner Stelle als Oberpostmeister entsetzt.
Zwar hatte Lord North, ein gewandter, aber kurzsichtiger Staats-
mann, erster Minister seit 1770, die meisten Einfuhrzölle wieder auf-
gehoben (denn auch die englischen Kaufleute waren darob erzürnt) und
nur den Einfuhrzoll auf Thee festgehalten. Die Amerikaner beschlossen,
von den Engländern gar keinen Thee zu kaufen. Da begünstigte Lord
North (1773) die ostindische Kompagnie, welche allein das Recht hatte,
Thee aus England auszuführen, mit Aufhebung des Ausfuhrzolles, so daß
der Thee nun wieder billiger zu haben war. Die Amerikaner wollten
aber auch den geringen Eingangszoll nicht bezahlen, weil sie jede ohne
Bewilligung des Volkes erlassene Steuer verabscheueten. Als im Dezember
des Jahres 1773 drei mit Thee beladene Schiffe in den Hafen von Boston
einliefen, widersetzte sich das Volk der Löschung, und als sie der Statt-
halter befahl, überfielen 17 als Indianer verkleidete Bostoner Bürger die
Schiffe und warfen die ganze Theeladung in's Meer.
Als die Botschaft von der in Boston verübten Gewaltthat nach Lon-
don gelangte, ward (März 1774) vom Parlament die Boston-Hafen-Bill
erlassen, wonach der Hafen von Boston so lange gesperrt bleiben sollte,
bis die Stadt zum Gehorsam zurückgekehrt sei, und die Verfassung von
Massachusetts aufgehoben, alle Gewalt in die Hände des Statthalters ge-
legt wurde. Au Hutchinson's Stelle ward ein Soldat, General Gage,
zum Statthalter ernannt und diesem vier Regimenter Truppen auf Kriegs-
schiffen übersandt.
Gage löste die Abgeordnetenversammlung von Boston auf. Diese
Maßregel hatte aber zur Folge, daß nun alle Kolonien Bevollmächtigte zu
einem Nationalkongreß sandten, der im September 1774 in Philadelphia
zusammentrat und von welchem jene denkwürdigen Schriftstücke veröffent-
licht wurden, deren wir schon im Leben Washingtons gedacht haben.
In der an den König gerichteten Bittschrift sprach der Kongreß es
offen aus, daß die Amerikaner nur unter der Bedingung Unterthanen der
englischen Krone bleiben könnten und wollten, wenn ihnen alle die Rechte
der Selbstbesteuerung und Selbstverwaltung, deren sich England erfreuete,
bewilligt würden.
Franklin hatte noch immer in London ausgehalten. Er überreichte
die Bittschrift des Nationalkougresses dem Könige, gab dem freisinnigen
Lord Chatam-Pitt gute Rathschläge über die besten Mittel, die aufgeregten
Kolonien wieder zu beschwichtigen, und hatte auch die großen Redner des