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1. Lesebuch für unterfränkische Fortbildungsschulen - S. 13

1917 - München : Oldenbourg
13 Auf der rechten Seite des svrrn beugt sich Iakobus der Ältere vor Schrecken zurück, breitet die Arme aus, starrt, das Haupt nieder- gebeugt, vor sich hin wie einer, der das Ungeheure, das er durchs Ohr vernimmt, schon mit den Augen zu sehen glaubt. Thomas erscheint hinter seiner Schulter und, sich dem Heiland nähernd, hebt er den Zeigefinger der rechten Hand gegen die Stirn. Philippus, der dritte zu dieser Gruppe Gehörige, ist aufgestanden, beugt sich gegen den Meister, legt die Hände auf die Brust, mit großer Klarheit aussprechend: „Herr, ich bin's nicht! Du weißt es! Du kennst mein reines Herz. Ich bin's nicht." Und nunmehr geben uns die benachbarten drei letzten dieser Seite neuen Stoff zur Betrachtung. Sie unterhalten sich untereinander über das vernommene. Matthäus wendet mit eifriger Bewegung das Gesicht links zu seinen beiden Genossen, die Hände hingegen streckt er mit Schnelligkeit gegen den Meister und verbindet so seine Gruppe mit der vorhergehenden. Thaddäus zeigt die heftigste Überraschung, Zweifel und Argwohn; er hat die linke Hand offen auf den Tisch gelegt und die rechte dergestalt erhoben, als stehe er im Begriffe mit ihrem Rücken in die linke einzuschlagen, eine Bewegung, die man wohl noch von Natur- menschen sieht, wenn sie bei unerwartetem Vorfall ausdrücken wollen: „Hab' ich's nicht gesagt! Hab' ich's nicht immer vermutet!" — Simon sitzt höchst würdig am Lude des Tisches, wir sehen daher dessen ganze Figur; er, der älteste von allen, ist reich mit Falten bekleidet; Gesicht und Bewegung Zeigen, er sei betroffen und nachdenkend, nicht erschüttert, kaum bewegt. Wenden wir nun die Augen auf das entgegengesetzte Tischende, so sehen wir Bartholomäus, der auf dem rechten Fuße steht. Diesen mit dem linken kreuzend, unterstützt er mit beiden ruhig auf den Tisch ge- stemmten fänden seinen übergebogenen Körper. Gr horcht, wahrschein- lich zu vernehmen, was Johannes vom Herrn erfragen wird; denn überhaupt scheint die Anregung des Lieblingsjüngers von dieser ganzen Seite auszugehen. Iakobus der Jüngere, neben und hinter Bartholo- mäus, legt die linke Hand auf des Petrus Schulter, während Petrus mit der seinen die Schulter des Johannes berührt, Iakobus mild nur Auf- klärung verlangend, Petrus schon Rache fordernd. Und wie Petrus hinter Judas, so greift Iakobus der Jüngere hinter Andreas her, der als eine der bedeutendsten Figuren mit halbaufgehobenen Armen die flachen Hände vorwärts zeigt als entschiedenen Ausdruck des Gut- setzens, der in diesem Bilde nur einmal vorkommt. Nach Iah. wolfg. v. Goethe.
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