1917 -
München
: Oldenbourg
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Pflanze darin gedeihen. Die Fruchtbarkeit des Bodens hängt ab von
dem Mischungsverhältnis, in dem die einzelnen Bodenarten zueinander
stehen.
Der Sandboden wird von feinkörnigem Gesteinsschutt gebildet.
Ein Verwandter von ihm ist der Kiesb öden, der aus grobem
Kieselgeschiebe besteht. Beide Arten sind unfruchtbar. Hat der Sand-
boden aber nur 60—70 °/0 Sand und entsprechende Mengen Ton,
Kalk und Humus beigemengt, so gibt er guten Roggen- und Kar-
toffelboden. Der Sand läßt das Wasser schnell durch, er erwärmt sich
leicht und behält die Wärme lange. Die Leute nennen ihn trockenen
oder hitzigen Boden. Er läßt sich leicht bearbeiten, zersetzt den Dünger
schnell und bringt die Pflanzen rasch zur Entwickelung und Reife.
Durch Zuführung tonhaltiger Erdarten und reichliche Düngung mit
Rindviehdünger kann er verbessert werden.
Der Tonboden ist durch Verwitterung feldspathaltiger Gesteine ent-
standen. Er besteht mindestens zur Hälfte aus Ton und zur andern Hälfte
aus Sand, Kalk und Humus. Der Tonboden hat starken Zusammen-
hang, ist daher schwer zu bearbeiten. Diese Bodenart läßt wenig Wasser
durch, ist deshalb naß und kalt. Sie backt bei Trockenheit zusammen
und bildet harte Schollen. Im Frühjahr trocknet der Tonboden spät,
gibt also späte Ernten. Den Dünger zersetzt er nur langsam. Ton-
böden müssen im Herbste bearbeitet werden, damit der Frost zerbröckelnd
auf sie einwirken kann. Sie lassen sich verbessern durch tiefes Be-
arbeiten oder Rigolen bei trockenem Wetter, durch Zuführen von Sand-
und Kalkboden, Rasen, Bauschutt, Kalkmergel und Kohlenasche, durch
strohige Düngung, namentlich mit Pferde- und Schafmist, sowie ins-
besondere auch durch Entwässern oder Drainieren. Entsprechend ver-
bessert geben sie guten Boden für Korn, Weizen, Hafer, Bohnen,
namentlich aber für Klee, wie auch für Obst- und andere Laub-
bäume.
Hat der Tonboden 60—70 °/0 andere Bestandteile, so bezeichnet
man ihn als Lehmboden. Dieser ist, namentlich wenn er einige
Prozent Kalk enthält, das beste Kulturland, da er allen Pflanzen zu-
sagt. Er ist dann weder zu trocken noch zu naß, nicht zu locker, aber
auch nicht allzu fest und eignet sich besonders für den Gerstenbau,
weshalb er auch „Gerstenboden" genannt wird.
Der Kalkboden enthält mehr als 25°/0 Kalk. In der Land-
wirtschaft kann man eigentlich nur von einem kalkhaltigen Boden und
sog. Mergelboden reden. Ist dem kalkhaltigen Boden hauptsächlich
Sand beigemengt, so werden durch den Kalk die schlimmen Eigen-