1917 -
München
: Oldenbourg
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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in je ^28 Ivuye.1) Da die Anteile verkäuflich waren, so verminderte
sich im Laufe der Zeit die Zahl -er Besitzer und es kamen so weite
Strecken im Fichtelgebirge in die Hand einzelner Personen oder Firmen.
Die Fichtelgebirger Lande kamen P91 an Preußen, standen von 1806
an unter französischer Verwaltung und sielen 1810 an Bayern. Diese
kriegerischen und bewegten Jahre waren dem Steinhauergewerbe
nicht günstig; bald kamen aber bessere Zeiten. König Ludwig I.
ließ die erste größere Eisenbahn von München nach Hof, die bayerische
Süd-Nordbahn, erbauen, die bei Neuenmarkt durch die noch heute
sehenswerte „Schiefe Ebene", die man damals als Wunderwerk eines
kunstvollen Bahnbaues anstaunte, die Höhen des Fichtelgebirges
ersteigt. Die Schienen lagerten auf Granitwürfeln und die zahlreichen
Brücken und Durchlässe wurden aus dem gleichen Gestein hergestellt.
Das Steinhauergewerbe, das zur Zeit ungefähr 2000—2500 Menschen
lohnenden Verdienst verschafft, fing damals an nicht allein für die
Gegenden des Fichtelgebirges sondern für Bayern überhaupt wichtig
zu werden. Die mächtigste Förderung erfuhr die Granitindustrie
durch Erhard Ackermann in Weißen st adt ff 1872), der auf
den genialen Gedanken gekommen war die schönen Steine zu schleifen
und zu polieren. Mit zäher Ausdauer machte er feine Versuche
und die Platten und Grabsteine aus bläulichein Syenit erregten
damals lebhaftes Aufsehen. König Ludwig I., durch die Baube-
hörden aufmerksam gemacht, bestellte bei ihm die 72 polierten, je
3,5 m hohen Granitsäulen, die die Befreiungshalle bei Kelheim
schmücken.
Lange Reihen von Pferden- und (Ochsengespannen zogen jetzt die
mächtigen Blöcke aus den Granitbrüchen der Wälder in die Werk-
stätten und Fabriken, die in Münchberg, Schwarzenbach, Bayreuth,
Gefrees, Selb, Wunsiedel und vielen anderen Vrten entstanden. Zhre
Erzeugnisse fanden lohnenden Absatz und wurden nach allen Gegenden
Deutschlands, nach Österreich, Frankreich und sogar nach Nordamerika
versandt. Viele monumentale Bauten, wie das Treppenhaus des
deutschen Reichstagsgebäudes, die Kunstakademie in München, die
Säulenhalle des Karlsbader Mühlbrunnens, zahlreiche prächtige Grab-
denkmäler, Kunstbrunnen, Treppenanlagen, die Sockel und Postamente
der meisten Krieger- und Siegesdenkmäler, die die ruhmvollen
Jahre 1870/71 hervorriefen, legen ein beredtes Zeugnis ab von den
trefflichen Erzeugnissen der Granitindustrie des Fichtelgebirges.
') Kux, rin slavisches wort, bedeutet Teil.
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