1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: ,, Sach, August, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Meyn, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
fressen, oder ich fresse dich !“ Da antwortete der Fachs : „Ich
weisz ein Bauernhaus, da bäckt die Frau heute Abend Pfann-
kuchen, wir wollen uns davon holen!“ Sie gingen hin, und der
Fuchs schlich sich um’s Haus herum, guckte und schnupperte
so lange, bis er ausfindig machte, wo die Schüssel stand, und
zog sechs Pfannkuchen herab und brachte sie dem Wolf. „Da
hast du zu fressen!“ sprach er zu ihm, und ging seine Wege.
Der Wolf hatte die Pfannkuchen i n einem Augenblick verschluckt
und sprach: „Sie schmecken nach mehr“, ging hin und risz ge-
radezu die ganze Schüssel herunter, dasz sie in Stücke zer-
sprang. Da gab’s einen gewaltigen Lärm, dasz die Frau heraus-
kam, und als sie den Wolf sah, rief sie ihre Leute, die eilten
herbei und schlugen ihn, was das Zeug wollte halten, dasz er
mit zwei lahmen Beinen und lautem Geschrei zum Fuchs in den
Wald hinauskam. „Was hast du mich garstig angeführt!“ rief
er, „die Bauern haben micherwischt und mir die Haut gegerbt.“
Der Fuchs antwortete: „Warum bist du so ein Nimmersatt!“
Am dritten Tag, als sie beisammen drauszen waren, und
der Wolf mit Mühe nur forthinkte, sprach er doch wieder:
„Rothfuchs, schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich !“
Der Fuchs antwortete: „Ich weisz einen Mann, der hat ge-
schlachtet, und das gesalzene Fleisch liegt in einem Fasz im
Keller, das wollen wir holen!“ Sprach der Wolf: „Aber ich
will gleich mitgehen, damit du mir hilfst, wenn ich nicht fort
kann.“ „Meinetwegen“, sagte der Fuchs und zeigte ihm die
Schliche und Wege, auf welchen sie endlich in den Keller ge-
langten. Da war nun Fleisch im Ueberflusz, und der Wolf
machte sich gleich daran und dachte: „Bis ich aufhöre, hass
Zeit.“ Der Fuchs liesz sich’s auch gut schmecken, blickte über-
all herum, lief auch oft zu dem Loch, durch welches sie ge-
kommen waren, und versuchte, ob sein Leib noch schmal genug
wäre durchzuschlüpfen. Sprach der Wolf: „Lieber Fuchs, ei,
was rennst du so hin und her und springst hinaus und herein?“
„Ich muszdoch sehen, ob niemand kommt“, antwortete er listig,
„frisz nur nicht zu viel!" Da sagte der Wolf: „Ich gehe nicht
eher fort, als bis das Fasz leer ist.“ Indem kam der Bauer, der
den Lärm von des Fuchses Sprüngen gehört hatte, in den Keller.
Der Fuchs, als er ihn sah, war mit einem Satz zum Loch hinaus.
Der Wolf wollte nach, aber er hatte sich zu dick gefressen, dasz
er nicht mehr durch konnte, sondern stecken blieb. Da kam
der Bauer mit einem Knüppel und schlug ihn todt. Der Fuchs
aber sprang in den Wald und war froh, dasz er den alten Nim-
mersatt los war.