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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 110

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
110 sehe!" — Der König sagte : „Dafür ist Rath. Ihr dürft nur Acht geben, welcher den Hut allein auf dem Kopfe behält, wenn die andern ehrerbietig ihr Haupt entblöszen.“ — Also ritten sie mit einander in Paris ein, und zwar das Bäuerlein hübsch auf der rechten Seite des Königs. Denn es kann nie fehlen : Was die liebe Einfalt Ungeschicktes thun kann, sei es gute Meinung oder Zufall, das thut sie. Aber ein grader und unverkünstelter Bauersmann, was er thut und sagt, das thut und sagt er mit ganzer Seele, und sieht nicht um sich, was geschieht, wenn’s ihn nicht angeht. Also gab auch der unsrige dem König auf seine Fragen nach dem Landbau, nach seinen Kindern, und ob er auch alle Sonntage ein Huhn im Topfe habe, gesprächige Antwort und merkte lange nichts. Endlich aber, als er doch sah, wie sich alle Fenster öffneten, und alle Straszen mit Leuten sich füllten, und alles rechts und links auswich und ehr- erbietig das Haupt entblöszt hatte, ging ihm ein Licht auf. „Herr!“ sagte er und schaute seinen unbekannten Begleiter mit Bedenklich- keit und Zweifel an, „entweder seid ihr der König oder ich bin’s !“ Da lächelte der König und sagte: „Ich bin’s. Wenn ihr euer Rösz- lein eingestellt und eure Geschäfte besorgt habt,“ sagte er, „so kommt zu mir in mein Schlosz. Ich will euch alsdann mit einem Mittags - süpplein aufwarten und euch auch meinen Ludwig zeigen.“ Von dieser Geschichte her rührt das Sprichwort, wenn jemand in einer Gesellschaft aus Vergessenheit oder Unverstand den Hut allein auf dem Kopfe behält, dasz man ihn fragt: „Seid ihr der König oder der Bauer?“ 172. Der Wilde. Ein Kanadier, der noch Europeus übertünchte Höflichkeit nicht kannte und ein Herz, wie Gott es ihm gegeben, von Cultur noch frei, im Busen fühlte, brachte, was er mit des Bogens Sehne fern in Quebeck's übereisten Wäldern auf der Jagd erbeutet, zum Berkanfe. Als er ohne schlaue Redekünste, so wie man ihm bot, die Felsenvögel um ein Kleines hingegeben hatte, eilt' er froh mit dem geringen Lohne heim zu seinen tiefverdeckten Horden, in die Arme seiner braunen Gattin. Aber ferne noch von seiner Hütte überfiel ihn unter freiem Himmel schnell der schrecklichste der Donner- stürme. Aus dem langen, rabenschwarzen Haare troff der Guß herab auf seinen Gürtel, und das grobe Haartuch seines Kleides klebte rund an seinem hagern Leibe. Schaurig zitternd unter kaltem Regen eilete der gute wack're Wilde in ein Haus, das er von fern erblickte. „Herr, ach laßt mich, bis der Sturm sich lege," bat er mit der herzlichsten Geberde den gesittet feinen Eigenthümer, „Obdach hier in Eurem Hause finden!"— „Willst du, mißgestaltet' Ungeheuer," schrie ergrimmt der Pflanzer ihm ent- gegen, „willst du Diebsgestcht mir aus dem Hause!" und ergriff den schweren Stock im Winkel.
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