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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 273

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
273 * schrecken zeigten. Das wollte der König nicht glauben, und nun schickte der Landrath zum Beweis eine große Schachtel mit lebendigen Heu- schrecken, die beim Oeffnen des Deckels lustig im Zimmer des Königs um- herflogen. Friedrich ließ den Vorfall unbestraft, der Domänenkammer aber schrieb er, man solle nicht naseweise junge Leute zu Landräthen machen, sondern gesetzte Männer, die wüßten, was sich schicke und wie sie ihrem König begegnen müßten. — Alten, verdienstvollen Generalen hielt er schon was zu Gute. Dem General Seydlitz, welchem er vorzüglich den Sieg bei Roßbach verdankte, sagte er einst bei einer Truppenschau: „Mein lieber Seydlitz, ich dächte, sein Regiment ritte schlechter, als meine übrige Kaval- lerie."— „Ew.majestät", erwiderte Seydlitz, „das Regiment reitet heute noch wie bei Roßbach." Seitdem vermied es der König, Bemerkungen zu machen, die den wackeren General kränken konnten. — Als der greise Zie- then einmal an der königlichen Tafel einschlief, sagte Friedrich: „Laßt den Alten ruhig schlafen, er hat ja oft genug für uns gewacht." Geistesgegenwart und Muth besaß Friedrich, wie wenige Menschen. In der Schlacht bei Eolliu führte er selbst mit dem Degen in der Hand eine Kompagnie gegen eine österreichische Batterie. Die Leute flohen, als sie in den Bereich der feindlichen Kugeln kamen; Friedrich aber achtete nicht darauf und ritt immer weiter, bis einer seiner Adjutanten ihm zurief: „Wollen denn Ew. Majestät die Batterie allein erobern?" Jetzt erst erkannte Friedrich seine mißliche Lage, hielt sein Pferd an, betrachtete die Batterie durch ein Fernglas und kehrte dann langsam wieder zu den Sei- nigen zurück. — Am Abend des Schlachttages von Leuthen ritt er mit wenigen Begleitern nach dem Schlosse zu Lissa, wo er wider Erwarten eine große Anzahl österreichischer Offiziere findet. Seine Freiheit steht auf dem Spiel; die Feinde hätten ihn unmittelbar nach seinem schönsten Siege zum Gefangenen machen können. Aber der König schreitet mit der ruhig- sten Miene von der Welt mitten durch sie hin und ruft ihnen zu: „Guten Abend, meine Herren! Sie haben mich hier wohl nicht vermuthet? Kann man denn auch noch unterkommen?" Da bücken sich die Offiziere, durch seinen zuversichtlichen Ton irre gemacht, tief vor ihm und leuchten ihm demüthig in sein Zimmer. Bald darauf erschien eine Abtheilung preußi- scher Husaren und nahm die Oesterreicher alle gefangen. — Dieselbe Uner- schrockenheit, welche Friedrich in allen Gefahren bewies, verlangte er aber auch von seinen Offizieren. Einem seiner Pagen wurde bei der Belagerung einer Festung das Pferd unter dem Leibe erschossen, und er selbst erhielt eine bedeutende Quetschung. Mit schmerzlichen Geberden eilte er davon; aber der König rief ihm zu: „Wo will Er hin? Will Er wohl den Sattel mitnehmen?" Der Page mußte umkehren und den Sattel abschnallen und durfte sich an die Kugeln nicht kehren, die ihn und den König umsausten. Bis an sein Ende erfüllte Friedrich mit der größten Sorgfalt und Treue alle Pflichten des königlichen Berufes. Auch als schon hohes Alter seinen Körper krümmte, ließ er in seiner Thätigkeit nicht nach. Wie einen Vater verehrten und liebten seine Unterthanen den „alten Fritz". Wenn Vaterländisches Lesebuch. 18
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