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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 278

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
278 zehrte an ihren Kräften. Am Ende des Jahres wurde endlick ihre Sehn- sucht erfüllt, wieder nach Berlin zurückkehren zu können. Im folgenden Jahre konnte ihr noch einer ihrer langjährigen Wünsche gewährt werden, sie durfte im Sommer einen Besuch am väterlichen Hofe in Strelitz machen. Aber schon unterwegs erfaßte ein dunkles Vorgefühl ihres baldigen Da- hinscheidens ihre Seele. Bald erkrankte sie; zuerst hatte sie nur Husten, Fieber und eine große Mattigkeit, am 16. Juli aber stellte sich plötzlich ein heftiger Brnstkrampf ein. Der König wurde von Berlin gerufen ; am Morgen des 19. traf er mit seinen beiden ältesten Söhnen ein. Es war die letzte Freude für die Sterbende. Der König war wie zermalmt von Schmerz. Wenige Stunden darauf trat wieder ein heftiger Krampfanfall ein; es war gegen neun Uhr, als die Königin sanft das Haupt zurückbog, die Augen schloß und ausrief: „Herr Jesus, mach' es kurz." Noch ein- mal athmete sie auf; mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König drückte seiner Luise die Augen zu, — seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunklen Bahn so treu geleuchtet. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete den Leichenzug nach Berlin und nach Charlottenburg, wo ihr der edle Gemahl in dem be- rühmten Mausoleum eine Ruhestätte bereitet hat, wie sie ihrer und seiner würdig ist, ein Heiligthum echter Fürsten - und Menschengröße. 30. Gottes Strafgericht in Russland. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas bezwungen, und schwer lastete seine Hand auf den besiegten Ländern. Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unterworfen, Holland ihm unter- thänig; Oesterreich hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete cs ihn, auch Ruß- land seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas ge- sammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge auf's beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rath seiner Generale. Da ereilte ihn in der alten Zaaren- stadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wütheten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende October
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