1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: ,, Sach, August, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Meyn, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
bis die Feinde vor den preußischen Hieben das Feld raumen. Eine große
Menge der Flüchtigen ertrinkt in den geschwollenen Fluten der Katzbach,
viele Tausende werden gefangen. Von diesem ruhmreichen Tage nannten
die Soldaten ihren Blücher „Marsch all Vorwärts", denn der König
erhob ihn bald darauf zum Feldmarschall.
Um dieselbe Zeit erkämpften die Verbündeten noch manchen andern
herrlichen Sieg. So schlugen sie Napoleon's Feldherren in den Schlach-
ten bei Groß be eren in der Nähe von Berlin, bei Kulm in Böhmen
und bei Dennewitz unweit Wittenberg. Dann drangen ihre Heere
gegen Leipzig heran, wo Napoleon seine ganze Streitmacht zusammen-
gezogen hatte. Da begann am 16. Oktober der dreitägige ungeheure
Kampf, an welchem, mit Ausnahme der Türken, alle Völker Europa's theil-
nahmen — die Völkerschlacht bei Leipzig. 300,000 Mann Ver-
bündete standen gegen das 200,000 Mann starke Heer Napoleon's. Ueber
1000 Kanonen donnerten gegen einander, sodaß die Erde im weiten Um-
kreise erbebte. Mit unerhörter Anstrengung wurde am ersten Tage gerun-
gen; vorzüglich war es wieder der alte Blücher, der mit seinen Tapfern
löwenkühn die Franzosen zurückwarf, bis der Abend hereinbrach und das
weitere Vorwärtsdringen hemmte. Napoleon mochte jetzt wohl ahnen, daß
ihn das Schlachtenglück verlassen habe. Deshalb versuchte er am nächsten
Tage durch große Versprechungen Oesterreich zum Abfalle von den Verbün-
deten zu verführen, aber umsonst; am 18. October mußte er den verzwei-
felten Kampf von neuem aufnehmen. Von einer Anhöhe aus, auf der eine
Windmühle stand, leitete er die Schlacht. Ihm gegenüber auf einem Hügel
hatten die drei verbündeten Herrscher, der König von Preußen und die
Kaiser von Oesterreich und Rußland, ihre Stellung genommen. Abermals
entbrannte ein furchtbar mörderischerkampf; kaum konnten die Streitenden
zuletzt noch über die Haufen der Leichen hinwegschreiten. Vergebens bot
Napoleon alle Kunst und Kühnheit auf, er unterlag dem begeisterten Hel-
denmuthe der Freiheitskämpfer, sein Heer zog stch am Abend nach Leipzig
zurück. Die verbündeten Fürsten aber fielen auf dem Schlachtfelde auf die
Kniee, um Gott dem Herrn für den großen Sieg zu danken, den er ihnen
verliehen hatte. Am folgenden Tage drangen die Sieger in die Stadt
Leipzig ein, während die Franzosen in eiliger Flucht ihre Rettung suchten.
Tausende der Flüchtigen wurden noch gefangen genommen. Im ganzen
kostete die Schlacht den Franzosen an 70,000 Mann; aber auch die Ver-
bündeten zählten über 40,000 Todte und Verwundete.
Das war die gewaltige Schlacht bei Leipzig, welche unserem Vater-
lande die Freiheit wieder geschenkt hat. Darum heißt es im Liede:
O Leipzig, freundliche Lindenstadt,
dir ward ein leuchtendes Ehrenmal.
So lange rollet der Zeiten Rad,
so lange scheinet der Sonne Strahl,
so lange die Ströme zum Meere reisen:
wird noch der späteste Enkel preisen
die Leipziger Schlacht.