1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: ,, Sach, August, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Meyn, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Bäche, langsam dahingleitende Flüsse, hochgelegene Bergseen, mit Weinreben be-
kränzte Hügel, Wälder, Wiesen und Heiden — reihen sich in Schlesien an einander.
Die Gebirge sind reich an Steinkohlen, Blei, Zink, Eisen, Kupfer, Vitriol und
Arsenik; auch liefern sie etwas Silber und enthalten unzählige Kalk- und Sand-
steinbrüche. Unter den vielen Gesundbrunnen sind die zu Salzbrunn und Warm-
brunn die berühmtesten.
Die Provinz Sachsen wird von der Elbe und Saale durchströmt. Sie ist
die Heimat der Reformation und gehört seit 1815 zu Preußen. Magdeburg
liegt in einer fruchtbaren Ebene an der Elbe und treibt bedeutenden Handel. Zn
den Merkwürdigkeiten der Stadt gehört der uralte, vortrefflich gebaute evange-
lische Dom. Halle an der Saale hat bedeutende Salzwerke. Erfurt, Eis-
leben und Wittenberg sind aus der Geschichte Luther's und der Reformation
bekannt. Quedlinburg und das thurmreiche Halberstadt liegen am Fuße
des Harzes. — Die Provinz Sachsen ist im Süden und Westen gebirgig; der ganze
übrige Theil bildet aber eine hochliegende Ebene. Im Süden liegt der Thürin-
gerwald und im Westen ein Theil des Harzgebirges, zu welchem letzteren der
3500 Fuß hohe Brocken gehört. Sachsen ist ein fruchtbares und reich gesegnetes
Land; denn außer den Produkten des Pflanzenreiches: Getreide aller Art, Flachs,
Obst und Wein, liefert der Boden an Mineralien: Kupfer, Silber, Eisen, Salz
und Steinkohlen. Aus dem im Mansfelder Kreise gewonnenen Silber werden
preußische Thaler geprägt, welche die Aufschrift tragen: „Segen des Mansfelder
Bergbaues".
Aus Sachsen treten wir in die Provinz Hannover, welche seit 1866 zu
Preußen gehört. Im Süden derselben liegt Göttin gen an der Leine, am
Nordfuße des Harzes die alte Kaiserstadt Goslar. Das alterthümlich gebaute
Hildesheim hat einen ehrwürdigen Dom. Hannover, die größte Stadt
der Provinz, zeichnet sich durch viele schöne Gebäude und herrliche Anlagen aus.
Clausthal im Harz treibt Bergbau. Osnabrück ist durch den daselbst ge-
schlossenen westphälischen Frieden geschichtlich berühmt. Lüneburg ist eine
alte Stadt, die ein großes Salzwerk besitzt und in der Nähe der großen Lünebur-
ger Heide liegt. — Ein großer Theil der Provinz Hannover besteht aus einer
wenig fruchtbaren Ebene, welche nur an der Küste der Nordsee fruchtbare Strecken,
nämlich Marschen, aufzuweisen hat. In der Nähe von Goslar liegt der metall-
reiche Rammelsberg, dessen zwölf Gruben außer etwas Silber sehr viel Eisen
und Kupfer, Blei, Zink und Schwefel liefern.
Südlich von Hannover liegt die Provinz Hessen, die ebenfalls erst seit
1866 zu Preußen gehört. Kassel, die bedeutendste Stadt der Provinz, liegt an
der Fulda, die hier schiffbar ist und sich in der Nähe der Stadt mit der Werra
vereinigt. Kassel wird von vielen Fremden besucht, weil die nächste Umgegend
reich an Naturschönheiten und herrlichen Anlagen ist. Fulda hat eine herrliche
Domkirche, in welcher das Grab des heil. Bonifacius gezeigt wird. Das Städt-
chen Nassau an der Lahn ist der Geburtsort des berühmten preußischen Mini-
sters von Stein. Berühmt durch ausgezeichnete Weine sind Rüdesheim, Jo-
hannisberg und H o ch h eim. Größer und bedeutender als alle diese Städte
ist die ehemalige freie Reichsstadt Frankfurt am Main. Die Umgegend
Frankfurts ist ungemein fruchtbar und gleicht einem großen Wein-, Gemüse- und
Obstgarten, aus welchem die freundlichsten Landhäuser hervorblicken. Hier wur-
den die alten deutschen Kaiser gekrönt; hier war der Sitz der ehemaligen deutschen
Bundesversammlung, und hier wurde der große Dichter Goethe geboren. Abwärts
am Main, am Fuße des Taunus, liegt Wiesbaden. — Im nördlichen Theile
dieser Provinz finden sich große Waldstrecken, die sich nicht zum Ackerbau eignen,
weshalb viele Bewohner während der Ernte in fruchtbarere Gegenden auswan-
dern, um dort als Tagelöhner zu helfen. Der südliche Theil Hessens ist sehr
fruchtbar. Ein wärmeres Thal als das, worin Wiesbaden liegt, dürste schwerlich
in Deutschland zu finden sein. Die Wärme desselben rührt zum Theil von den
heißen Quellen her, welche hier aus der Erde sprudeln und zu heilsamen Bädern