1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: ,, Sach, August, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Meyn, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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besonders im Sommer und nach Gewittern, schimmern die Wellen in mattem
Lichte; um des Fischers Ruder sprühen Funken, und die Spur seiner Barke ist
Feuer. Dies rührt von Millionen sonst unsichtbarer Bewohner des Meeres her,
deren Leuchten durch eine stärkere Bewegung des Wassers gesteigert wird. Wirft
man einen Hund in's Meer, so kommt er leuchtend zurück; sich schüttelnd sprüht
er Funken.
In Neapel rechnet man auf vier Tage drei schöne. Eis und Schnee sind
höchst seltene Erscheinungen. Zwar sieht man vom November bis in den März
weiße Berggipfel; denn die Abruzzen haben ein rauhes Klima, ja der Vesuv
selbst ist oft wochenlang in einen Schneemantel gehüllt. Hier unten aber lacht
ewiger Frühling. Es fällt auch wohl dem Himmel ein, Wochen lang ohn' Unter-
laß Wasser herabzuschicken; von einer eigentlichen Regenzeit kann aber nicht die
Rede sein. Auch der deutsche Winter bringt bisweilen Veilchen hervor; um
Neapel gedeihen sie jedoch, nebst vielen andern Blumen, in solcher Fülle, daß die
Knaben vom Lande ganze Körbe voll Sträußchen in der Stadt feilbieten.
Ans dem Ostgestade des Busens von Neapel erhebt sich der Vesuv aus der
'Ebene, abgesondert und ohne unmittelbaren Zusammenhang mit den nächsten
Bergen. Er ist gleichsam die Krone der ganzen Landschaft, und so prachtvoll sein
Anblick ist, so prächtig ist der Ausblick von seiner Höhe.
Ein mehrstündiger Weg führt anfangs durch die üppigsten Pflanzungen von
Wein, Feigen und Aprikosen, später durch ein schrecklich ödes, braxnrothes Lava-
gefild bis zum steilen Kegel des Berges. Auch diesen hinauf geht es anfangs
ziemlich gut; es sind noch große, festliegende Steine da, auf welche man beim
Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das
Geröll und Gebröckel kleiner verbrannter Steine und durch die rothbraune Erd-
asche außerordentlich beschwerlich. Bei jedem Schritte aufwärts sinkt man wie-
derum einen halben Schritt zurück. Natürlich muß man oft anhalten und aus-
ruhen, damit die Kräfte sich sammeln. Hier und da ist der Boden sehr heiß, und
ein weißer Rauch qualmt manchmal unter den Steinen hervor. Nach einer hal-
den Stunde ist die beschwerliche Besteigung des Kegels vollendet, wir stehen
glücklich oben am Rande des Kraters.
Der Krater des Vesuv ist ein ungeheurer rundlicher Kessel, dessen Rand
umher 3t»—50 und mehr Fuß hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche
besteht; natürlich ist dieser Rand an einer Stelle höher, als an der anderen. Um
den ganzen Krater kann man mit großer Vorsicht auf dem schmalen Rande, der
ihn umgiebt, herumgehen, wozu etwa 1 Stunde erforderlich ist. Daß sich seine
Gestalt bei heftigen Ausbrüchen immer verändert, ist bekannt.
In der Mitte des ungeheuern Kessels ist ein Boden, der eigentliche Feuer-
schlund. Mau sieht da einen kleinen Kegel, der 25—30 Fuß hoch zu sein scheint
und durch das Gestein und die Asche, die der Vulkan immer auswirft, gebildet ist.
Auf dbm Gipfel dieses Kegels ist eine Oeffnung, aus welcher ein weißer, schwefel-
gelblich schimmernder, dichter Dampf aufwallt; einige kleinere Oefsnungen sind
daneben. Am Fuße dieses kleinen Kraters bemerkt man an verschiedenen Stellen,
deren Zahl sich vermehrt, sobald es dunkel wird, das Feuer der Erde. Wie düster-
rothe Kohlenglut sieht man hier das Gestein des Berges brennen; zwischen dem
Feuer hin ziehen sich Lagen der schwarzen, mit gelbem Schwefel überzogenen Erde.
Die innere Wand des Kraters ist steil und gewährt dem Auge eine gar wilde,
schauerlich öde Ansicht.
Unter unseren Füßen brüllt der Donner der Erde, dumpf wie der Kanonen-
gruß ferner Meerschisse; bald tiefer, dumpfer, grauenvoller, wüthender, ein Getöse
hohl zusammenschlagender Felsenberge. Ein Athemzug der Stille, und der dichte
graue Dampf, der über der Oeffnung des kleinen Kegels schwebt, röthet sich, röthet
sich heißer, glühender, brennender. Ein breiter Flammenstrahl fährt sausend,
zischend, rollend empor; ein Haufen heißer Steine und Asche steigt funkelnd über
das Feuer hinaus in die Nacht und fällt rings auf den kleinen Kegel nieder, wo