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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 3

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
3 meinen einige, komme her von einer Waffengattung, welche unter ihnen am häu- figsten im Gebrauch gewesen, einer Art langen Dolchs oder Messers, Sachs ge- nannt. Und in der That wissen wir von einem Anruf, mit dem Hengist, welcher mit seinem Bruder Horsa die sieben angelsächsischen Königreiche gründete, seinen Genossen zum Kampfe sich fertig zu machen befahl. Er sprach: Nim et Eure Taxen! — Andere leiten den Namen von dem Umstande her, daß sie keine Nei- gung zu Wanderungen hatten, sondern lieber in festen Wohnplätzen saßen oder seßhaft waren. Mit dem veränderten Namen waren aber weder die Eigenthümlichkeiten des Landes, welches sie inne hatten, noch der Bewohner Bedürfnisse, Sitten und Ge- wohnheiten andere geworden. Derselbe Geist des Volkes blieb, dieselbe Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit von der Gewalt einheimischer Könige und fremder Eroberer; derselbe Drang nach Thaten, bei denen es Gefahr und'beute gab; der- selbe Widerwille gegen die stilleren Beschäftigungen des häuslichen Lebens, des Ackerbaues und der Viehzucht. Der kriegerische Muth suchte zu Land und See Gelegenheit, sich zu erweisen, so daß die Römer ihre Grenzprovinzen am Rhein und an der Schelde von den Deutschen oft bedroht sahen und eine eigene Flotte zur Deckung der benachbarten Küstenländer halten mußten. Im sechsten Jahr- hundert zerstörten die Sachsen das Königreich Thüringen, welches damals im mitt- leren Deutschland berühmt war, und nahmen die nördlichen Gegenden des erober- ten Landes ein. Auch bis nach Italien drangen sie in Verbindung mit den eben- falls sehr kriegerischen Langobarden, die an der Elbe ihre Stammsitze gehabt, im Laufe der Zeit ihnen noch näher gerückt waren und in Ober-Italien die nach ihnen benannte Lombardei eroberten. Von der Elbe bis zum Rhein und von der Nordsee bis zur Unstrut dehnten sich jetzt die Sachsen aus, welche nach ihren verschiedenen Wohnsitzen in drei große Stämme zerfielen. Diejenigen, welche an der Ems, Lippe und Ruhr hau- seten, hießen Westfalen; jene, welche von der Weser ostwärts bis zur Elbe hin, im jetzigen Hannoverschen, ihre Niederlassungen hatten, nannte man Ost- falen; und die, welche an beiden Seiten der Weser bis an die Nordsee hinab wohnten, wurden Engern genannt. Wenn die Noth am größesten war und die Angriffe mächtiger Feinde, na- mentlich der fränkischen Könige, ihnen die Gefahr zeigte, in welcher das heilige Gut der Freiheit schwebte, schlossen sich die Stämme fester an einander. Besondere Berathungsplätze, z. B. Markloh oder Marsloh an der Weser, versammelten die Häupter des Volkes, wo gemeinschaftliche Beschlüsse zur Vertheidigung des Landes oder zur Aufrechterhaltung des Rechts unter den Insassen gefaßt wurden; denn ihre alte Verfassung blieb ihnen werth und theuer. Als freie Männer wollten sie niemandes Unterthanen sein und die alten Sitten bewahren. Dabei war es aber nicht zu vermeiden, daß einzelne, die sich durch Einsicht, große Besitzungen und Kriegsruhm hervorgethan, ausgezeichneten Einfluß erhielten. Es bildeten sich des- halb unter den Sachsen nach und nach drei Hauptstände: Edle, Freie und Leibeigene oder Hörige. Die Edeln des Volkes verdrängten zwar den gemeinfreien Wehr- mann nicht aus seinem Rechte, aber dennoch bildete sich ein Unterschied zwischen 1"
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