1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: ,, Sach, August, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Meyn, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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bemächtigte sich in Verbindung mit den geldrischen Reitern der braunschweigschen
Geschütze. Die 5000 Knechte des feindlichen Gewalthausens wankten, und
als Hans von Steinberg, tief in ihre Reihen einsprengend, ihnen das Haupt-
banner entriß, vermochte weder Herzog Wilhelm, ein Bruder Heinrichs des
Jüngern, noch der tapfere Erich die Fliehenden zum Widerstände zu bewegen.
Nach dreistündigem Kampfe war der Sieg für Lüneburg entschieden, und nach
allen Seiten verfolgten die hildesheimschen und geldrischen Reiter die flüchtigen
Braunschweiger. Heinrich und Franz eilten auf flüchtigen Rossen in das benach-
barte Verdensche und fanden auf dem festen Schlosse Rothenburg ihre Sicherheit.
Als schon alles floh, hielt aber noch Herzog Erich festen Stand und wehrte
mit kräftiger Faust den immer mächtiger werdenden Andrang ab. Ein lüneburg-
scher Ritter, Krage hieß er, legte seine Lanze ein und verwundete den Helden im
Oberschenkel; doch er saß noch tapfer im Sattel und führte den verzweifelten
Kampf noch eine Weile fort, bis das aus der Wunde strömende Blut die Kraft
erschöpfte. Da sprengte der Herzog, denn einem Lüneburger wollte er sich nicht
ergeben, auf einen geldrischen Ritter an und reichte ihm das Schwert, zum
Zeichen, daß er sein Gefangener sein wolle.
Auch Wilhelm von Wolfenbüttel ergab sich erst, nachdem er bis zur
gänzlichen Ermattung gekämpft und einen Schlag mit dem schweren Streitkolben
durch Harnisch und Panzer erhalten hatte, dem Ritter Lubrecht von Wrisberg auf
einem Bauernhöfe im Dorfe Wollensen, über dessen mauneshohen Thorweg sein
edles Roß ihn in einem Sprunge getragen hatte.
Das war ein köstlicher Sieg für die Lüneburger! Zwei Fürsten, mehrere
Grafen, 136 Ritter, mit ihnen 400 reisige Pferde gefangen! Mehr als 3000
Todte deckten die Wahlstadt! Der Rest des Heeres war versprengt. Das sämmt-
liche Geschütz und eine ungeheure Beute fiel in der Sieger Hände.
Von dem Schlachtfelde begaben sich die Sieger, nachdem sie Gott ihren Dank
dargebracht, nach Soltau und von da nach Celle, woselbst sie die beiden hohen Ge-
fangenen theilten, so, daß Herzog Wilhelm dem Bischof Johann, Erich aber
Heinrich dem Mittleren zu Theil wurde. Von hier wünschte der Bischof Jo-
hann sofort in das braunschweigsche Land einzufallen und die Flammen über
Braunschweig und Wolfenbüttel aufschlagen zu lassen. Aber Heinrich von Lüne-
burg, der frühern Freundschaft mit dem Vetter gedenkend, wehrte ihm. Dennoch
würde der Bischof von seinem argen Vorhaben nicht abgelassen haben, wenn nicht
der Edle Hans von Steinberg dagegen ernste Vorstellungen gemacht und der
Bürgermeister von Hildesheim, Heinrich Kettelrodt, gedroht hätte, für den Fall
eines Angriffs auf Braunschweig dem Herrn alle Zufuhr zu versagen. Sonach
mußte Bischof Johann nachgeben und sich mit einem prunkenden Einzuge in
Hildesheim begnügen, welcher 14 Tage nach der Schlacht stattfand.
8. Die Reformation in Kalenberg und Göttingen.
Zur Zeit der Reformation war Herzog Erich der Aeltereherrinkalenberg
und Göttingen. Er blieb sein Leben lang der römischen Kirche zugethan; aber er
glaubte, daß auch seine lutherischen Unterthanen vor Gott würden bestehen können,