Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 35

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
35 Er überzeugte sich nun von der Hartnäckigkeit des Gefechts und ließ zwei Com- pagnien des zweiten sächsischen Bataillons unter Major von Lindenan herbeirufen. Diese beiden Compagnien kamen unglücklicher Weise erst in demselben Augenblicke an, als das Thor von den Preußen erobert, und die Besatzung desselben gefangen genommen oder getödtet wurde. Morand verlor darüber die Besinnung und ließ eiligst den Rückzug antreten. Dadurch geriethen jene beiden Compagnien in Un- ordnung , und der Verlust wurde noch größer. Die Preußen drängten nämlich mit solchem Ungestüm nach, daß ein preußischer Officier schon die Fahne des zweiten Bataillons Max ergriffen hatte, als sie ihm von dem Lieutenant von Milkau wieder entrissen, und er selbst verwundet wurde. Die Preußen wurden nun von dem hannoverschen Hauptmann von Lang- rehr durch die Straßen zum Nicolai-Kirchhofe geleitet und vertrieben den Feind überall, wo er sich zu setzen suchte. In diesem Augenblicke wurde auch das alten- brücker Thor von den Russen genommen; und sogleich stürzte sich Tschernitscheff an der Spitze der Jsum'schen Husaren in die Stadt. Bei diesem ungestümen Vordringen der Reiterei in den engen Straßen blieb zwar der tapfere Major Graf von Puschkin; aber es wurde auch beinahe ein ganzes feindliches Bataillon abge- schnitten und gezwungen, die Waffen niederzulegen. Ueberhaupt verlor das Fuß- volk und die Artillerie der Sachsen bei diesem Rückzüge die meisten Leute. Auf dem Markte wurde der Kampf mit Heftigkeit erneuert und dem General Morand das Pferd unter dem Leibe erschossen. Dort ging auch eine sächsische Haubitze ver- loren, welche so eben noch auf den heftig anstürmenden Feind geschossen hatte. General Morand zog sich in dieser allgemeinen Verwirrung aus dem neuen Thore gegen das Dorf Reppenstedt zurück und sammelte seine Truppen, sowie das ihm noch gebliebene Geschütz hinter einer Anhöhe. Nun erst überzeugte er sich von der geringen Stärke des Fußvolks, welches ihn aus der Stadt vertrieben hatte. Deshalb bildete er zwei Angriffscolonnen, stellte sein Geschütz an die Spitze der- selben und ging wieder zum Angriff auf die Stadt über. Dies wurde ihm haupt- sächlich dadurch möglich, daß die russische Reiterei auf der Süd- und Nordseite der Stadt entweder stehen geblieben war, oder sich zum Theil auf die Thore jener Seiten, das rothe, Sülz- und Bardowieker-Thor, geworfen hatte. Hätte sie sich dem Dorfe Reppenstedt genähert, so würdemorand, in Besorgnis, seine Rück- zugslinie abgeschnitten zu sehen, haben eilen müssen, die Straße rückwärts nach Tostedt zu gewinnen. Aber diese offenbare Nachlässigkeit der Reiterei stürzte ihn völlig ins Verderben. Als er nämlich gegen das neue Thor unter dem Schutze seiner Artillerie kühn vordrang, warf sich zuerst das Jsum'sche Husarenregiment auf seine Leiden Vierecke; es wurde aber zurückgewiesen. Darauf erfolgte eine Kanonade, welche über eine Stunde dauerte, während welcher Morand durch mehrere verschiedene Bewegungen, die er von seinem Fußvolke ausführen ließ, eine große Unentschlossenheit verrieth. Um drei Uhr begann er endlich einen ordentlichen Angriff des Thors, wurde aber von dem russisch-preußischen Geschütz, welches auf einer Anhöhe rechts vom Thore eine treffliche Aufstellung gefunden hatte, mit einem mörderischen Kartätschenseuer empfangen, und wenn die braven Sachsen gleich dieses aushielten, so wurde er an dem Thore selbst mit dem preußischen Fuß- volke in einen noch verzweifelteren Kampf verwickelt. Dieser blutige undungleiche
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer