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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 52

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
52 dasselbe vom Magistrat angekauft, um das Stadtleihhaus hinein zu ver- legen. Besonders verdankt man es den Bemühungen des Senators Roemer, welcher sich ein bleibendes Verdienst um die Erhaltung der alten bürgerlichen Baudenkmäler erworben hat, daß der bedeutend aus dem Lothe gewichene und dem Verfalle nahe Bau gleich nach dem Ankauf ganz in seiner alten Pracht wiederhergestellt wurde. Auch durch die Nachbarbauten des alten Hauses werdrn alte Ge- stalten und Zustände vor die Seele gerückt; selten mag ein Marktplatz von so alterthümlichen Bauten eingefaßt sein, als der, auf welchem wir stehen. Drüben das freiliegende, giebelrciche, gothische Rathhaus, dessen mächtige Grundbauten dem vierzehnten Jahrhundert angehören; links das Rolands- stift und der bilderreiche Holzbau neben dem steinernen Patrizierhause von 1455, welches im schönsten Schmuck altersgrauer Steinfarbe seinen Giebel und seine schlanken Thürmchen majestätisch erhebt. Alles gemahnt uns an Zeiten, die uns längst mit ihrer Lust und ihrem Leid in die Ferne gerückt sind! — • 22. Göttmgen. In dem freundlichen Thäte der Lerne liegt inmitten einer anmuthigen Land- schaft Göttingen, einer der ältesten Orte Niedersachsens. Die Stadt soll ihren Ur- sprung dem Gangericht, Goding, verdanken, das für die Bewohner des Leinegaus hier abgehalten wurde und sich später in das „hohe Landgericht am Leineberge" verwandelte, welches auf einem Hügel westlich von der Stadt abgehalten wurde. Der Ort ist noch jetzt durch eine Linde bezeichnet. Schon im 10. Jahrhundert wird des Ortes Erwähnung gethan; Otto der Große soll viel zu seiner Ver- größerung gethan haben. In der Nähe desselben lag die kaiserliche Burg Grone, welche früher noch als Göttingen genannt wird. Im 13. und 14. Jahrhundert sahgöttingen glänzende Tage; damals wohnte auf dem fürstlichen Schlosse zu Göttingen Herzog Albrecht, Herr von Göttingen und später auch von Braunschweig. Fünfzig Jahre später ward es abermals fürstliche Residenz; da wohnte Herzog Otto der Quade hier, ein ritterlicher Herr, der aber den aufblühenden Städten grollte. Göttingen war damals ein Haupt- platz für den Handel zwischen dem Norden und Süden Deutschlands und dadurch zu Macht und Reichthum herangewachsen; Otto hielt auf dem Schlosse Bollruz, das auf dem jetzigen Burgplan lag, seinen prächtigen Hof und stellte vielfach Ritterfeste an, zu denen sich viele vornehme Herren und Frauen einfanden. Später verlegte er aus Unmuth gegen die Bürger seinen Wohnsitz nach Hardegsen, und von da an lag er mit Göttingen oft in Fehde, bis ihn das Alter beschlich, da Streitlust und Uebermuth ausgetobt hatten und Sehnsucht nach Ruhe den Mü- den erfaßte. Die Stadtobrigkeit bestand damals aus 12 Gliedern. Am Mittwoch nach Michaelis war alljährlich Rathswahl. Dann begab sich der Rath, nachdem er zuvor in der Johannis-Kirche dem Gottesdienst beigewohnt hatte, zum Rathhause, ließ es sorgfältig verschließen, und nachdem er sich überzeugt hatte, daß niemand
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