1862 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
Alexander.
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ich dir deine Wohlthat nicht vergelten kann; doch Alexander wird dich be-
lohnen. Ihm reiche ich durch dich meine Hand und ich hoffe, die Götter
werden ihm die Großmuth vergelten, die er meiner Mutter, meiner Frau
und meinen Kindern erwiesen hat." Nach diesen Worten verschied er (33 l). —
Eben kam Alexander herangesprengt. Gerührt betrachtete er die Leiche
des Mannes, den er, ohne ihn zu hassen, so eifrig verfolgte und ohne cs
zu wollen, so unglücklich gemacht hatte. Er breitete seinen Mantel über
ihn aus und ließ ihn nach Pcrsepolis bringen, wo er feierlich beigesetzt
wurde. Dann brach er wieder auf, um den Mörder zu verfolgen. Bessus
ward ergriffen und hingerichtet (329).
Jetzt eilte Alexander an der Spitze seines Heeres von Stadt zu Stadt;
überall standen tont Unüberwindlichen die Thore offen. Der Weg durch
das uördliche Persien bis zum kaspischen Meere war eilt ununterbrochcucr
Triumphzug. Seine Krieger theilten sich in die reiche Beute und ließen
ihren König hoch leben. Doch bald änderte sich der Sinn der Mazedonier.
Sie wurden unwillig und murrten lallt. Ihr König schien sie zurückzu-
setzen; er schien nicht mehr Mazedonier, sondern Perser sein zli wollen.
Er verhcirathcte sich mit einer Perserin, Rorane, ließ sich auf morgen-
ländische Weise bedienen, kleidete sich wie ein Perser und forderte sogar, daß
seine Leute nach morgenländischer Sitte sich vor ihm niederwerfen sollten.
Dabei wurde er, wie ein persischer Großkönig, oft übermüthig und grau-
sam;'auch hörte er es gern, wenu man ihm schmeichelte.
Einst bei einem Schmause fiel das Gespräch auf die Thaten der Hel-
den des -Alterthums. Schmeichler fanden diese klein und unbedeutend gegen
die Thaten Alexander's und Alexander freute sich. Nur Klitus gestand
freimüthig, daß ihn sein Vater Philipp übertreffe. Da erhob sich Aleran-
der finster von seinem Sitze, sein Auge funkelte vor Zorn, Alle zitterten für
Klitus und führten ihn hinaus. Doch vergebens gewarnt, trat er wieder
herein und behauptete noch heftiger die Wahrheit seiner Aussage. Da sprang
Alexander wüthend auf, riß einem Trabanten (Leibwächter) die Lanze aus
der Hand und durchstach den, der ihm am Grauikus das Leben gerettet
hatte. Kaum war aber die blutige That geschehen, so kam der König wie-
der zur Besinnung. Er entsetzte sich, weinte laut, rief klagend den Namen
des gemordeten Freundes und verschloß sich endlich drei Tage und drei Nächte
einsam in sein Zelt. Die Soldaten wurden unruhig und jammerten: „Wer
wird uns aus diesem feindlichen Lande nach Hause führen, wenn Alexander
nicht mehr ist!" Endlich drangen die Freunde Alexander's in sein Zelt,
trösteten ihn, der Tod des Klitus sei von den Göttern so bestimmt gewesen
und baten, daß er dem trauernden Heere sich zeige. Da kam er wieder
hervor. Theils sein natürlicher Leichtsinn, theils sein neuer Kriegszug, be-
ruhigtcn bald sein Gemüth.
6. Dieser neue Zug im Jahre 328 vor Chr. ging nach Indien r),
damals ein sehr bevölkertes, reiches Land mit blühenden Städten und Dör-
fern. Schon der Weg bis an die Grenze Indiens war mit unerhörten
Schwierigkeiten verbunden. Man mußte ein steiles Gebirge ohne Weg und
Steg übersteigen; dann hielten reißende Ströme (der Indus mit seinen
x) Indien, das jetzige Vorderindien, die Halbinsel zwischen Indus und Ganges.