1862 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Mittlere Geschichte.
Da wählte die päpstliche Partei einen neuen Gegenkönig, den 20jährigen
Grafen Wilhelm von Holland (1247—56), der aber ungeachtet seiner
Tapferkeit in Deutschland kein Ansehen gewinnen konnte.
Während hier Konrad mit Wilhelm kämpfte, beugte den großherzigen
Kaiser Friedrich in Italien Leid um Leid tief darnieder. Die Lombarden
hatten sich wieder gegen ihn aufgelehnt und ihm empfindliche Verluste bei-
gebracht. Sein Sohn Enzio, der an Tapferkeit, edler Sitte und männ-
licher Schönheit vor allen Rittern strahlte, ward in einer Schlacht von den
Bewohnern Bologna'sh gefangen genommen (1249) und trotz aller An-
erbietungen, die der tiesbctrübte Vater machte, behielten sie ihn bis an sein
Ende (1277) im Kerker. Eben so mußte es den Kaiser tief schmerzen, als
Peter de Vincis, sein Kanzler, den er mehr als Freund denn als Die-
ner behandelt, des Vcrrathes gegen den Kaiser beschuldigt wurde. Es heißt,
Peter habe Friedrich vergiften wollen; er ward verhaftet und nahm sich im
Gefängniß das Leben. Noch einmal jedoch nahmen die Angelegenheiten des
Kaisers in Italien eine günstigere Wendung. Die Gbibellinen gewannen
die Oberhand und der Kampf wäre sicher nicht zu Gunsten des Papstes
ausgefallen; da starb Friedrich Ii. 1250 zu Firenzuolaz in den Armen
seines Sohnes Manfred, nachdem ihn der edle Erzbischof von Palermo vom
Banne freigesprochen hatte. Zu Palermo l) liegt er begraben.
31. Untergang der Hohenstaufen: Konradin 1268.
1. Konrad Iv. 1250—1254. Manfred und Karl von Anjou: Die Schlacht bei Bene-
vent 1266. Konradin zieht nach Unteritalien. 2. Die Schlacht bei Tagliacozzo. Tod
Konradin's 1268. (Die stzilianische Vesper 1282.)
1. Konrad Iv. (1250 —1254), der Sohn Friedrich des Ii., eilte, ohne
Wilhelm von Holland bezwungen zu haben, nach Italien (1251), wo er,
nachdem er sich in den Besitz der Erblande gesetzt hatte, schon im 26. Lebens-
jahre starb 2). Während sein damals zweijähriger Sohn Konrad, von den
Italienern Konradino (Konradin, d. h. der kleine Konrad) genannt, in
Deutschland bei seiner Mutter Elisabeth erzogen wurde, suchte dessen Oheim
Manfred die italienischen Erblande zu behaupten, verlor jedoch Sieg und Leben
(1266) in der Schlacht bei Beneventh gegen Karl von Anjou, welchen
Papst Clemens Iv. mit Neapel und Sizilien belehnt hatte. Karl gelangte
nun in den Besitz dieses Reiches, machte sich jedoch durch Härte und Ueber-
mnth so verhaßt, daß von seinen Gegnern der kaum fünfzehnjährige Kon-
radin eingeladen wurde, sich des väterlichen Thrones zu bemächtigen. Umsonst
warnte und beschwor ihn seine treue Mutter mit Thränen: „O verlaß dein
deutsches Vaterland nicht! Dies Italien, so reich von Gott gesegnet, hat
deinen Vätern doch nur Unheil und Verderben gebracht!" Doch Konradin
^Bologna, S. 71. Anm. 1. — Firenzuola, Stadt in Apulien, unweit
Luceria (nordostlich von Neapel). — Palermo, S. 55. Anni. 1. — Benevent,
S. 53. Anm. 2.
2) Konrad Iv. war der letzte Kaiser aus beni Hanse der Hohenstaufen, das
von 1138—1254 (Konrad Iii., Friedrich !.. Heinrich Vi. Philipp von Echwaben
Friedrich Ii., Konrad Iv.) geherrscht Hat.