1862 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
Konradin.
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blieb entschlossen, das Erbe seiner kaiserlichen Ahnen zu erringen oder ihrer
würdig unterzugehen, und lieber einen gefährlichen schwierigen Kamps zu
beginnen, als daheim sicher aber rühmlos zu lebe». Mit echt ritterlichem
Sinne verkaufte und verpfändete er noch die letzten Trümmer der hohen-
staufischen Güter tu Schwaben und warb dafür ein Heer, an dessen Spitze
er, in Gesellschaft seines Jugendfreundes, des Prinzen Friedrich von
Badens, im Jahre 1267 den Zug über die Alpen antrat.
2. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von Statten, da kam es
(am 24. August 1268) bei Tagliacozzo^) zu einer Schlacht. Die Fran-
zosen wurden überwunden und zurückgetrieben. Da überließen sich die
Deutschen einer grenzenlosen Freude, sie plünderten das Gepäck und zer-
streuten sich der Beute wegen. Viele auch legten die Panzer und Waffen
ab, um von den Anstrengungen des heißen Tages auszuruhen. Plötzlich
brach eine Schaar von französischen Rittern aus einem Hinterhalte hervor
und verbreitete allgemeine Bestürzung und Verwirrung. Wer fliehen konnte,
floh. Konradin eilte mit seinem Freunde Friedrich, nachdem sie lange
ritterlich gekämpft hatten, nach der Meeresküste, um zu Schiffe nach Sizilien
zu entkommen. Sie wurden aber erkannt, gefangen genommen und an Karl
von Anjou ausgeliefert. Dieser beschloß blutige Rache an ihnen zu nehmen.
Er setzte ein Gericht nieder, welches über die Gefangenen als Empörer und
Hochverräthcr das Todesurtheil sprechen sollte. Da trat aber einer der ver-
sammelte» Ritter, Guido von Suzara, auf und sprach; „Konradin frevelte
nicht, indem er versuchte, sein angestammtes väterliches Recht durch einen
Krieg zu gewinnen; und Gefangene schonend zu behandeln, gebietet göttlich
und menschlich Recht." Alle übrigen stimmten ihm bei bis auf den nichts-
würdigen Robert von Bari und das genügte dem Tyrannen, das Todes-
urtbeil über alle Gefangenen auszusprechen.
Konradin saß mit seinem Freunde beim Schachspiel, als ihm das
Todesurtheil angekündigt wurde. Er verlor jedoch die Fassung nicht. Die
wenige ihm gelassene Zeit benutzte er, gleich seinem llnglücksgefährten, um
sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und Gebet aus-
zusöhnen. Am 29. Oktober 1268 wurden die Unglücklichen zum Richt-
platz nahe vor den Thoreir geführt, von wo ans man die herrlichste Aus-
sicht auf den zauberisch schönen Meerbusen von Neapel hat. Schon harrte
ihrer daselbst eine große Volksmenge und aus dem Blutgerüste der Henker
mit bloßen Füßen und aufgestreiften Aermeln. Jetzt trat jener ungerechte
Richter auf und las der versammelten Menge das Urtheil vor. Da sprang
Graf Robert von Flandern, Karl's eigner Schwiegersohn, von gerechtem
Zorn überwältigt, hervor und rief: „Wie darfst du frecher Schurke einen so
großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" Zugleich traf er ihn
mit dem Schwerte dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der
König, welcher atis dem Fenster der gegenüber gelegenen Burg der Hinrich-
lung zusah, verbiß seinen Zorn, da er sah, daß die französischen Olittcr des
Grasen That billigten. Das Urtheil blieb aber ungeändert. Hieraus sprach 1
1) Baden, eine seit 1100 aus Theilen der Herzogthnmcr Schwaben und Fran-
ken gebildete Markgrafschaft, seit 1806 Großherzogthnm. — Tagliacozza, Stadt
östlich von Rom, im Königreich Neapel. Die Schlacht wird auch nach dem unweit
gelegenen Orte Sknrkola benannt.