1862 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Mittlere Geschichte.
gepriesenen Reichthümern fand, so setzte er seine Fahrt in südöstlicher Rich-
tung weiter fort und landte am 3. Dezember auf Hayti *), welche er die
„spanische Insel" (Hispaniola) nannte. Sie erhielt in der Folge den
Namen St. Domingo. Auch hier gaben die gutmüthigen Insulaner Gold-
bleche in Menge für Glaskorallen, Schellen und andere Kleinigkeiten hin.
Kolumbus mußte sich nun zur Rückkehr nach Spanien entschließen;
denn von seinen drei Schiffen war eines vor Hayti gescheitert, ein anderes
hatte sich heimlich entfernt und nur noch das dritte war ihm übrig geblieben.
Nachdem er also, mit Hilfe der Eiugeboruen von den Trümmern des ge-
scheiterten Schiffes eine kleine Veste, die er Navidad nannte, erbaut und in
derselben 39 Spanier, welchen er ein bescheidenes Benehmen gegen die In-
sulaner zur Pflicht machte, zurückgelassen hatte, lichtete er, von Einigen der
Letzteren begleitet, die Anker zur Heimfahrt nach Spanien (4.Januar 1493).
Diese war äußerst gefahrvoll und beschwerlich. Ein furchtbarer Sturm erhob
sich; Kolumbus, der, während seine Gefährten sich der Verzweiflung über-
ließen, allein seine gewohnte Gemüthsruhe behauptete, schrieb einen genauen
Bericht über seine Entdeckung auf eine Pergamentrolle und übergab dieselbe,
nachdem er sie sorgfältig verwahrt und in eine Tonne verschlossen hatte, dem
Meere. Allein der Sturm legte sich, die Fahrt ging weiter und Kolumbus
lief (am 14. März 1493) in den ersehnten Hafen von Pa los wieder ein.
Von hier reiste er nach Barcelona *), wo der Hof sich befand und hielt
unter dem gewaltigen Zulaufe des Volkes einen feierlichen Einzug, bei wel-
chem alle Kostbarkeiten und Seltenheiten, die er aus dem neuen Erdtheile
herübergebracht hatte, wie im Triumphe vor ihm hergetragen wurden. Auch
der König und dessen Gemahlin empfingen ihn mit den ausgezeichnetsten Ehren-
bezeigungen.
3. Bereits am 25. September 1493 machte Kolumbus mit 17 Schiffen
und 1500 Manu die zweite Fahrt. Dieses Mal nahm er eine etwas
südlichere Richtung und entdeckte die karaibischcn Inseln, die Insel
Portoriko und einige der kleinen Antillen H. Die Sorge für seine
zurückgelassene Kolonie trieb aber Kolumbus nach Hayti, wo er am 2. No-
vember ankam. Wie erschrak er, als er weder Kolonie noch Festung fand.
Das unmenschliche Betragen der Spanier gegen die Insulaner hatte diese
zur Nothwehr gereizt; sie hatten die Tyrannen erschlagen, die Veste zerstört
und sich in das Innere der Insel geflüchtet. Kolumbus gründete eine neue
Niederlassung, die er zur Ehre seiner Königin „Jsabclla" nannte. Diese
übergab er der -Aufsicht seines Bruders Diego. Er selbst ging auf neue
Entdeckungen aus, fand Jamaikaf) und kam nach fünf Monaten nach
Hayti zurück.
thum, daß die von Kolumbus nenentdeckten Länder zu Asien gehörten und mit Ost-
indien zusammenhingen, wurde die Veranlassung, daß man das Gebiet von der Halb-
insel Florida bis zur Mündung des Orinoko „Westindien" und die Bewohner „In-
dianer" nannte. •
H Die Insel Hayti gehört zu den großen Antillen und ist jetzt ein Neger-
staat. — Barcelona am mittelländischen Meere, die Hauptstadt Kataloniens. —
Die Karaiben werden zu den kleinen Antillen gerechnet. Ihre Bewohner waren
Menschenfresser. — Portoriko, die kleinste der großen Antillen, gehört noch jetzt
den Spaniern. — Die Insel Jamaika gehört zu den großen Antillen und ist jetzt
im Besitz der Engländer.