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1. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 177

1862 - Hildburghausen : Nonne
Karl Ix. von Frankreich. 177 ließ, schwur sie im Stillen dem Admiral und allen Hugenotten blutige Rache. Sie drang in ihren Sohn, in eine allgemeine Ermordung der Hugenotten einzuwilligen und so die Feinde seiner Krone für immer zu vernichten. An- fangs sträubte sich der junge König gegen die Mordanschläge seiner Mutter. Als diese aber betheuerte, Coligny habe eine Verschwörung gegen den Thron und gegen alle Katholiken eingeleitet, da rief der König: „Bei dem Tode Gottes, man todte den Admiral, aber nicht ihn allein, sondern alle Huge- notten, damit auch nicht einer übrig bleibe, der uns beunruhigen könne." 2. Unverzüglich wurden die Anstalten zu einem allgemeinem Blutbade gemacht, bei welchem nur Heinrich von Navarra und der Prinz von Condö verschont bleiben, jedoch gezwungen werden sollten, die katholische Religion anzunehmen. Die Nacht vom 23. auf den 24. August 1572 wurde zur Ausführung bestimmt. Die Glocke im Louvre *) sollte das Zeichen geben und ein weißes Tuch um den linken Arm sollte das Merkmal sein, an welchem sich die Katholiken gegenseitig erkennen könnten. Als cs dunkel wurde, erwartete Karl unter bangem Herzklopfen die Stunde zum Anfange des Blutbades. Seine Mutter, die beständig um ihn blieb, sprach ihm Muth ein. Man mußte ihm aber doch den Befehl zunr Läuten der Louvre-Glocke abnöthigen. Mit der Unruhe eines Missethäters ging er zum Fenster und sah'zitternd hinaus. Dasselbe thaten seine Mutter und sein Bruder, und auch diese zitterten vor ungewisser Erwartung des Aus- gangs der Dinge. Endlich hörte man einen Pistolenschuß, aber nach diesen! ward es wieder stille. In der Angst wünschten sie den heillosen Befehl zu- rück, aber zu spät: das Blutbad hatte bereits seinen Anfang genommen. Gleich nach gegebenem Zeichen war das Haus Colignh's mit 300 Ge- harnischten besetzt worden. Auf den Zuruf: „Im Namen des Königs!" ward die Pforte des Hauses den Andringenden geöffnet, die Wächter augenblicklich erschlagen. Dann stürzten die Mörder nach dem Zimmer des Admirals. Er war bei dem ersten Lärm aufgestanden und stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt, als die Mörder eindrangen. „Bist du Coligny?" rief einer derselben. „Ich bin es," sprach der Admiral, „junger Mann, habe Ehrfurcht vor diesen grauen Haaren!" — Ein Stoß mit dem Degen war die Ant- wort, viele Hiebe und Stöße folgten nach. Dann stürzte man den zerfleisch- ten Leichnam zum Fenster hinaus. Unterdessen hatte das Morden auch in den Straßen begonnen. Auf- geschreckt durch den plötzlichen Lärm stürzten die Hugenotten aus den Häu- sern und fielen ihren Feinden in die Hände. Von allen Seiten ertönte das Gebrüll der Mörder, das Schreien und Flehen der Verfolgten, das Winseln der Sterbenden, dazwischen das Knallen der Gewehre und Geklirre der Schwer- ter. Kein Geschlecht, kein Alter, kein Stand fand Gnade. Der Marschall Tavannes rannte in wüthender Mordbegier durch die Straßen und schrie: „Lasset Ader, Bürger, es ist im August so heilsam, als im Mai!" Von den Straßen drang man in die Häuser und setzte hier das entsetzliche Gewürge fort. — Ueber dem blutigen Gemetzel stieg die Sonne empor und beleuchtete die Gräuel der verwichcnen Nacht. Ueberall lagen die Leichen in den Straßen umher, viele auch wurden aus den Häusern durch die Straßen in die Seine geschleppt. * I *) Louvre, der alte königliche Palast zu Paris, am rechten User der Seine. I 12
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