1862 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
.. X V.
1 Neue Geschichte.
So heftig Karl vor dem Anfange des Blutbades gezittert hatte, so ge-
rietst er doch nachher selbst in Wuth. Er rief mehrmals zum Fenster hinaus:
„Tödte, todte!" ja mau sagt, er habe selber mit einer Flinte unter die Flücht-
linge geschossen, die sich über den Fluß zu retten versuchten. Noch zwei
Tage hindurch währte das Morden. Dann durchzog Karl Ix. mit seinen
Höflingen wie im Triumphe die leichenerfüllten Straßen und weidete seine
Augen an dem blutigen Schauspiele. Auch Coligny's Leichnam fand er;
der wüthende Pöbel hatte ihn auf alle Art beschimpft und endlich bei den
Beinen an einem Galgen aufgehängt. Als nun einige Höflinge vom Ge-
rüche der Verwesung sich abwendeten, trat Karl Ix. noch näher hinzu mit
den Worten: „Ein todter Feind riecht immer gut!"
Nicht nur in Paris, sondern fast im ganzen Königreiche wurde auf
des Königs Befehl die Ermordung der Hugenotten vollzogen. Nur wenige
Statthalter hatten Gewissen genug, sich der Ausführung des königlichen Be-
fehles zu widersetzen.
Man nannte die furchtbare Mordnacht wegen des darauf folgenden
Bartholomäustages die Bartholomäusnacht, oderauch, weil sie bald nach
der Hochzeit des Königs Heinrich von Navarra Statt fand, die Pariser
Bluthochzeit. Das Ereigniß erregte Freude und Abscheu im Auslande.
Während Philipp Ii. von Spanien Freridenfeste anstellte und „der heilige
Vater" in Rom *) eine feierliche Danksagungsnusse halten, die Kanonen lösen
und eine eigene Münze auf die Vernichtung von mindestens 24,000 „Ketzern"
schlagen ließ, äußerte der dcritsche Kaiser Maximilian Ii.2), der Schwieger-
vater Karl des Ix.: „Wollte Gott, mein Tochtermann hätte nrich um Rath
gefragt; wollte ihm treulich als ein Vater gerathen haben, daß er solches
inmmer gethan hätte!"
Zwei Jahre nach der Pariser Blutbochzeit <1574) starb unter den Qua-
len eines bösen Gewissens Karl Ix., erst 24 Jahr alt, und sein Bruder
Heinrich Iii. folgte. Nach Heinrich des Iii. Tode ( 1589) bestieg jener
Heinrich von Navarra als Heinrich Iv. und erster Bourbon3) den Thron
von Frankreich. Dieser erließ das Edikt von Nantes3), durch welches
die Hugenotten gleiche Rechte mit den Katholiken erhielten und machte so
den blutigen Religionskriegen ein Ende.
40. England: Elisabeth 1558—1603.
1. Elisabeth's Jugend. Die jungfräuliche Königin. Die englische Hochkirche. 2. Schiff-
fahrt: Franz Drake, Cavendisb. Die Armada 1588. 3. Handelsverbindungen und
Kolonieen. Der Graf Essex. Elisabeth's Tod. Jakob I., König von Großbritanien.
1. Elisabeth, geboren 1533, war die Tochter Heinrich des Viii.,
1) Es war Gregor Xiii., derselbe, der den sogenannten „gregorianischen" Kalen-
der einführte (vergl. S. 69. Anm. 1.), in welchem er die in Verwirrung gerathene
Jahresrechnung durch Auswerfen von zehn Tagen (im Oktober 1582) wieder ordnete.
2) Maximilian Ii., der Sohn und Nachfolger Ferdinand des I., regierte von
1564—1576.
b) Die Bonrbonen herrschten in Frankreich von 1589—1792. — lieber König
Heinrich Iv. 1589—1610 s. Kursus 2. S. 206—210. — Nantes, Stadt am rech-
ten Ufer der untern Loire.