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1. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 217

1862 - Hildburghausen : Nonne
Die französische Revolution. 217 stand zu bewegen, und um 9 Uhr floh der König und seine Familie in die gesetzgebende Versammlung. Kalt wurden sie empfangen und in die enge Gitterloge eines Zeitungsschreibers geführt. Dort mußten sie 16 Stun- den lang ausharren und mitanhören, wie die Versammlung über die Ab- schaffung des Königthums verhandelte. Endlich wurde der Beschluß gefaßt: „die königliche Gewalt ist einstweilen aufgehoben, die königliche Familie wird unter Aufsicht gestellt nitd ein Nationalkonvent einberufen." In- zwischen hatte das Volk die Ttiilerien erstürmt, wobei 4500 Menschen nie- dergemetzelt wurden, darunter auch die Schweizergarde, die nach hcldeumü- thigcr Gegenwehr siel. Drei Tage später wurde der Köniz sammt seiner Familie, als Gefangener, in den „Tempel," einen alten Gefängnißthurm, gebracht; ebenso wanderten alle als Aristokraten oder Königsfreunde Ver- dächtige ins .Gefängniß. Um jeglichen Widerstand zu beseitigen, beschloß man, Letztere zu ermorden: hierauf zogen vom 2. bis 7. September Mör- derbanden von Gefängniß zu Gefängniß und machten 5000 Gefangene nie- der. .Das sind die grauenvollen Septembertage von 1792. An die Stelle der gesetzgebenden Versammlung trat (21. September 1792) der Nationalkonvent, der aus den wildesten Jakobinern bestand. Dieser erklärre in seiner ersten Sitzung die Königswürde für aufgehoben und verwandele so Frankreich in eine Republik (die zweite Verfassung). Doch nicht blos die Königswürde, auch der König sollte fallen. Lud- wig wurde vor die Schranken des Konvents geführt, wo man ihit unter Anderem des geheimen Einverständnisses mit Frankreichs Feinden (S. 221. Aum. 2.) beschuldigte. Der König antwortete mit bewundernswertster Ruhe und Klarheit. Man gestattete ihm, sich einen Vertheidiger zu wählen, und der greise Malesherbes, Ludwigs früherer Minister, so wie verjünge Advokat Deseze übernahmen dies traurige Amt. Aber trotz der glänzen- den Vertheidigung dieser Männer beschloß der Konvent dennoch des Königs Tod. Der Kampf der Parteien über seine Verurtbeilung währte mehrere Tage und Nächte hindurch, bis Ludwig endlich (17. Januar 1793) mit einer Mehrheit von fünf^Stimmen zum Tode verurtheilt ward. U7 jo 3. Kaum dämmerte der zur Hinrichtung bestimmte Tag (21. Januar) als Ludwig von seinem Lager aufstand und seinen Beichtvater Edgeworth zu sich rief. Er hörte mit inbrünstiger Andacht die Messe und empsiug aus der Hand des Priesters das heilige Abendmahl. Unterdessen wurde es iu den Straßen von Paris lebhafter. Der Generalmarsch wurde ge- schlagen, man fuhr die Kanonen anf; das Getöse von Menschen und Pfer- den drang schon bis zu dem Thurme. Der König horchte und sprach ge- lassen: „Es scheint, sie nähern sich!" Jetzt wollte er von den Deinigen noch einmal Abschied nehmen, allein der Geistliche ließ es nicht zu, um dem Könige den Schmerz zu ersparen. Um neun Uhr ging die Gcsänguißthüre auf und Santerre, der Kommandant der Nationalgarde, trat mit der Wache ein, ihn abzuholen. „Einen Augenblick!" sagte der König und trat zurück, sank betend in die Kniee und empfing von seinem Beichtvater den Segen. Dann erhob er sich und reichte einem in seiner Nähe stehenden Beamten sein Testament; dieser aber wies es mit den harten Worten zu- rück: „Ich bin hier, nicht um Ihr Testament zu empfangen, sondern Sie zum Schaffet zu führen!" Ein anderer nahm es endlich schweigend hin. s
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