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1. Preußischer Kinderfreund - S. 121

1859 - Königsberg : Bon
121 seiner Nähe. Wenn ihr erlaubt, so Hetze ich die Hunde aus ihn, denn wer kann dem Menschen trauen!" Wohl wusste es der Förster besser noch als sein Jäger, dass jenem Manne nicht zu trauen sei; denn, seit er Marien als Gattin heimgeführt, hatte dieser Müller, der sich auch um ihre Hand beworben, unermüdlich Ränke geschmie- det, das Glück des jungen Paares zu zerstören. — D en Besuch, er- widerte er, hätt' ich-wohl nicht erwartet, denn seit vier Jahren zeigte der Mann sich als mein Todfeind und mied meine Schwelle. Doch die Noth versöhnt! schon jetzt hat er Vertrauen zu uns gefasst, viel- leicht wird er uns bald herzlich lieben, wenn wir ihm freundlich begegnen. Kopfschüttelnd geht der Jäger, und alsbald tritt in das nur spärlich erhellte Zimmer eine lange Gestalt ein, vor der du wohl mit Grauen und Entsetzen zurückbeben würdest, begegnetest du ihr im einsamen Walde, und hättest nicht in deiner Brust ein Herz voll echten Christenmuthes und wahrer Jesusliebe. Lange schwarze Haare verbergen in wilder Ver- wirrung fast gänzlich des Mannes tief gerunzelte Stirn; die Wangen sind bleich und abgezehrt, das Roth der Lippen ist erstorben, und der Blick aus schwarzen, hohlen Augen schweift bald unstätt und miss- trauisch im Zimmer umher, bald gleitet er funkelnd an den Wirthen vorüber, bald heftet er starr und matt sich an den Boden. Die Kniee wanken, die Brust keucht vom angestrengten Laufe. Entschuldigungen unverständlich murmelnd, streckt der Müller seine dürren Hände den Wirthen dar, und diese, — wenn gleich auf's höchste betroffen — weichen doch nicht zurück; getrost schlagen sie ein und erwidern den krampfhaften Druck des Gastes mit Milde und Freundlichkeit. Kein Wort von vergangenen Zeiten. Mit liebreicher Theilnahme und from- mem Sinne spricht der Förster über die gegenwärtige Bedrängniss, düster und abgebrochen nur antwortet der Müller. Unterdessen hat die emsige Hausfrau in Eile ein erquickendes Nachtessen aufgetragen, ein Bett herbeigeschafft und mit saubrer Wäsche bekleidet; und als sie nun Alles zur Labung des neuen Hausgenossen bereitet, wünscht sie ihm eine sanfte Ruhe und geht mit ihrem Gatten in die anstoßende Kammer zu den schlafenden Kleinen. Hier, in andachtsvollem Gebete vereinigt, danken sie Gott für den Segen des Tages, beföhlen seiner gnädigen Obhut sich und die Ihrigen und erflehen Labung und himm- lischen Frieden für des Müllers zerrüttetes Gemüth. Alsbald um- fängt sie ein sanfter Schlaf. Nur wenige Stunden erst hatten sie geschlummert, da weckte sie ein heftiges Pochen an der Kammerthür. „Der Müller ist — so ruft ein Jägerbursche herein — von der grässlichen Cholera befallen. — Erlaubt, Herr, dass wir ihn eiligst hinausschaffen; damit nicht auch ihr mit Weib und Kindern verderbet." „Mit nichten! da sei Gott vor!" erwidert schnell entschlossen der Förster. „Wartet des Kranken, wie ich euch gelehrt; gleich bin ich
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