1859 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Preuß, August Eduard, Vetter, J. A.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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stade des Mittelmeeres, das sich fast halbkreisförmig als Golf von Neapel in
das Land hineinzieht. Die herrliche Ebene östlich der Stadt, welche die Italiener
die „glückliche“ nennen, ist das Ziel der Reisenden. Die vulkanische Asche des
nahen Vesuv gibt dem Boden unerschöpfliche Fruchtbarkeit. — Die Insel Si-
zilien mit ihrer Hauptstadt Palermo und dem 10,000 Fuss hohen Aetna,
einem mächtigen Vulkan, ist von Italien nur durch die schmale Meerenge von
Messina geschieden. — Südlich von Sicilien liegt die Insel Malta, die Felsen-
feste der Engländer.
Italien hat auf 5600 Geviertmeilen 24 Millionen Einwohner.
20. Die Türkei und Griechenland.
Die Türkei und das Königreich Griechenland bilden die östliche
Halbinsel Europu's, welche durch das adriatische Meer von dem westlich
gelegenen Italien getrennt ist. Im Osten bespült ihre Küste das schwarze
Meer. Von diesem aus gelangt man durch die enge Straße von Kon-
stantinopel, welche Asien von Europa scheidet, in das Marmora-Meer;
von ihnt wieder führt die Straße der Dardanellen zu dem inselrei-
chen Theile des mittelländischen Meeres, in das Griechenland südlich hineinragt.
Ein überaus schönes und gemäßigtes Klima zeichnet die türkisch-griechische
Halbinsel aus. Zwar bietet das Land nicht den Segen fetter Getreidefelder:
aber herrlich gedeiht die Feige, die Olive und würziger Wein. In den geseg-
neten Gefilden Griechenlands haben viele Jahrhunderte vor Christi Geburt
schon Staaten geblüht, welche später das gewaltige Römerreich verschlang. —
Nachdem der Apostel Paulus hier und in angrenzenden Ländern das Christen-
thum gepflanzt, hat es lange geblüht. Auf der Grenzscheide von Europa und
Asien prangte Konstantinopel über 1000 Jahre als Hauptstadt des christ-
lichen, griechischen Kaiserthums, bis 1453 die wilden Türken aus Asien die
Stadt erstürmten, das Kreuz stürzten und den Halbmond an seine Stelle setz-
ten. Unter der rohen Hand der Türken sind die herrlichen Fluren des Landes
verwüstet worden und fruchtbare Landstriche in Einöden verwandelt. Noch
harren reiche Schätze in dem gesegneten Boden einer bessern Zeit, die sie he-
den und den Pfad edler Sitte im Geiste des Christenthums wieder ebenen wird.
Die Türkei hat auf 42,000 Geviertmeilen 22 Millionen Einwohner,
davon kommen '/2 Million auf die Hauptstadt Konstantinopel.
21. Russland.
Russland wird von Asien durch das metallreiche Ural-Gebirge ge-
schieden. Das schwarze Meer bezeichnet im Süden, das Eismeer im
Norden des Reiches Ausdehnung. Nordwestlich grenzt es an Schweden, be-
rührt mit einent Theile seiner Westgrenze die Ostsee und streckt sich mit seinem
Königreiche Polen weit nach Deutschland vor. Die Karpathen scheiden
russisches Gebiet im Südwesten von dem österreichischen Kaiserstaat.
Russland ist eine ungeheure Tiefebene ohne eigentliche Gebirge; nur
unbedeutende Höhenzüge, die sich in dem höchsten Punkte kaum 1000 Fuß er-
heben, ziehen sich durch das von zahlreichen Flüssen durchströmte Land. Zur
Ostsee fließt die Newa; an ihren Ufern liegt Petersburg, die jetzige Haupt-
stadt des Reichs, mit 440,000 Einwohnern: sie hat herrliche Kirchen und Pa-
läste. Eine Eisenbahn verbindet sie mit Moskau, der alten Reichsstadt des
Zaaren. Sie ward einstens zum Opfer für des Reiches Rettung und ist aus der
Asche herrlicher erstanden. Ihre Einwohnerzahl beträgt nahe an 400,000.