Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Preußischer Kinderfreund - S. 244

1859 - Königsberg : Bon
244 das Pilgergewand mit einem Stricke zusammengehalten, mit einem Kruzifix in der Hand, ritt er auf einem Esel daher. Er predigte in Kirchen, auf den Straßen, auf Kreuzwegen, und feine glühende Beredsamkeit verbreitete allgemeine Begeiste- rung. Mit grellen Farben malte er die Noth der christlichen Pilger im gelobten Lande. „Wie lange wollt ihr noch zaudern," sprach er, „den Heiden das heilige Land zu entreißen? Sollen euch erst die Strafgerichte Gottes treffen? Sie werden euch treffen, wenn ihr nicht Alles lasset, was ihr habt, und für Christum kämpft. Ich verkündige euch Hunger und Pestilenz und die ewige Berdammniss, wenn ihr nicht Weib und Kind, Haus und Hof, Burg und Stadt verlasset und hinziehet, Christum zu befreien aus der Heiden Hand. Wohlan, streitet für ihn, dessen Namen sie höhnen, und alle eure Sünden sind euch vergeben, ihr habt die ewige Seligkeit, Frieden und Freude in Ewigkeit." Als nun im November 1095 Papst Urban selber eine Kirchenversammlung im südlichen Frankreich hielt und in gottinniger Rede zum Zuge gegen die Un- gläubigen mahnte, da ries die ganze Versammlung: „Gott will es! Gott will es!" Alle knieten nieder und erhielten den päpstlichen Segen. Bischöfe, Fürsten, Ritter, freie Männer und Knechte hefteten sich ein rothes Kreuz auf die Schulter, zum Zeichen, dass sie zu dem Zuge in's heilige Land bereit seien. Zügellose Haufen, mit welchen Peter von Amiens und andere Führer schon im Frühjahr 1096 aufbrachen, erreichten Palästina nicht; Hunger und Seuchen und das Schwert der Türken hatten sie aufgerieben. Im Herbste desselben Jahres machte sich ein wohlgeordnetes und gut ausge- rüstetes Heer unter der Führung Gottfrieds von Bouillon auf den Weg. Ueber 100,000 gepanzerte Reiter und 200,000 streitbare Männer zu Fuß hatten sich zum Kreuzzuge zusammengefunden. Zweimal wurden die Türken geschlagen, aber, von ihnen umschwärmt, kostete jede Tagereise Hunderten von Christen das Leben. Die meisten starben vor Antiochia und in dieser Stadt nach ihrer Er- oberung. Umlagert von zahllosen Türkenschaaren, sckien ihr Untergang gewiss. Da stürzte ein Christenhäuflein aus der Stadt und trieb das ganze Türkenheer zur Flucht. Nur 300 Ritter vollbrachten diese wunderbare That. Nun auf nach Jerusalem! Am 6. Juni 1099 lag die heilige Stadt vor ihnen. Alle riefen unter Thränen mit einer Stimme: Jerusalem! Jerusalem! Alle Mühsale waren vergessen, und man schickt? sich zum Sturme an. Aber es waren nur noch 20,000 streitbare Männer am Leben. Den ersten Sturm schlugen die Türken ab. Es mangelten Mauerthürme, Wurfmaschinen und Sturmleitern; das Holz dazu musste aus einem meilenweit entlegenen Wäldchen herbeigeschafft werden. Alt und Jung, Vornehm und Gering, Alle legten Hand an, und in kurzer Zeit war das Werk vollbracht. Aber, auch der zweite Sturm wurde abge- schlagen. Kaum dämmerte der Morgen des folgenden Tages, so begann die Blut- arbeit von Neuem. Mit Erbitterung und wachsender Wuth vertheidigten sich die Türken. Töpfe mit brennendem Pech und Sckwefel, Steine, Balken, selbst Leich- name wurden auf die Köpfe der Belagerer hinabgeschleudert. Sie weichen. Ein Jubelrus der Türken erschallt. Da zeigt Gottfried von Bouillon nach dem Oelberg hin. Eine Rimrgestalt erscheint dort in weißer Rüstung und schwingt den hellstrahlenden Schild. „Seht da," so ruft er, „einen Cherub mit flammen- dem Schwerte, den Gott zum Mitstreiter uns sendet!" — „Gott will es! Gott will es!" — antwortet die Schaar der Christen, und mit wildem Ungestüm dringt sie vorwärts. Gottfried erklimmt zuerst die Mauer; die Seinen folgen; Schaar drängt sich auf Schaar, — und Jerusalem ist erobert. Nun raffte der Würgengel des Todes fürchterlich durch das Kriegsschwert der rachedürstigen Menge. 10,000 Feinde lagen in ihrem Blute. — Gottes Friedens- enge! aber stand mit abgewandtem Gesicht und schaute gen Golgatha, wo der Allversöhner sein Blut vergossen und gesprochen: Sie wissen nicht, was sie thun. Ehe noch die Waffen ruhten, eilte Gottfried barfuß, ohne Helm und Panzer zum heiligen Grabe, um dem Herrn für den errungenen Sieg zu danken. Nach dreien
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer