1859 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Preuß, August Eduard, Vetter, J. A.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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49. Belle-Alliance.
(Der 18. Juni 1815.)
Der erste Jahrestag der Schlacht bei Leipzig mar durch ganz Deutsch-
land mit nie erhörtem Jubel gefeiert; aus tausend und aber tausend Bergen
und Höhen flammten Freudenfeuer, und Niemand dachte an einen nahen Krieg.
Aber schon der Frühling des neuen Jahres weckte wieder die kriegerischen
Töne. Unerwartet verließ Napoleon Elba und landete in Frankreich. Ueberall
wurde er hier mit Jubel aufgenommen, und auch das Heer eilte zu seinen
Fahnen: am 20. März 1815 zog er in Paris ein. Da mufften die verbün-
deten Fürsten wieder zu den Waffen.greifen. Das Jahr Dreizehn wurde neu
in Fünfzehn. Bald standen vier Heerschaaren der Preußen unter Blücher
kampfbereit in den Niederlanden; eben da hatten auch die Engländer unter
Wellington ihre Stellung. Mit eineni glänzenden Heere kampsgeübter
Truppen drang Napoleon vor. Es nahten und drängten sich die Stunden
der großen Entscheidung. Zuerst griff Napoleon am 10. Juni die Preußen
an. Drei Dörfer bezeichneten die Stellung der Heere; Li gup war ihre Mitte.
Um drei Uhr Nachmittags begann die Schlacht. 200 Feuerschlünde waren
fünf Stunden lang gegen das Dorf gerichtet und der Kampf um so mörderi-
scher, als die gegen einander drängenden Massen Stirn gegen Stirn aneinander
standen; da gab es keinen Stillstand, keine Ruhe zum freien Aufathmen, und
auch die heldenmüthigste Anstrengung gestattete nur das Vorrücken von wenigen
Schritten. Vergeblich war das Sehnen nach Unterstützung durch die Engländer;
auch die vierte preußische Heerschaar unter Bülow kam auf ihrem Eil-
märsche nicht mehr heran. Noch stand die Schlacht und nicht ohne Hoffnung
des Sieges. Da umgingen, von der Nacht begünstigt, feindliche Schaaren aller
Waffen das Dorf und griffen hinter demselben die auf den Anhöhen stehenden
Preußen im Rücken an. Nun wurde auch Lignp erobert, und die Schlacht
war verloren. —
An diesem Tage bestand der Feldmarschall große Gefahren. Beim An-
sturm feindlicher Reiter wurde sein Pferd durch einen Schuss verwundet.
„Nostitz, nun bin ich verloren!* rief der greise Feldherr seinem Adjutanten
zu, und in dem Augenblicke stürzte das Pferd zusammen, und Blücher lag
unter dem Drucke der Last betäubt darnieder. Nostiz stellte sich neben den
Feldherrn, entschlossen, sein Loos zu theilen. Die Reiter jagten in wildem
Getümmel vorüber, erst die Preußen, dann die verfolgenden Franzosen; diese,
wieder geworfen, sprengten abermals vorbei, ohne den Feldherrn wahrzunehmen.
Preußen kanien hinterher, halfen Blücher unter dem Pferde hervorziehen, und
er bestieg sogleich ein Dragonerpferd. Gottes Hand war mit ihm.
Napoleon hielt die Preußen für gänzlich geschlagen und gab den über-
müthigen Befehl, sie in den Rhein zu stürzen.
Am 17. Juni Abends war das preußische Heer bei Waver enger zusam-
mengezogen. Wellington hatte vier Stunden von Brüssel eine vortreff-
liche Stellung. Vor ihm auf einer Höhe lagen zwei Meierhöfe, die er in
Festungen umwandeln ließ, und im Mücken der Anhöhen, die er besetzt hielt,
war er durch einen Bergwald gedeckt. In dieser Stellung schrieb Lord Wel-
lington, sei er Willens, die Schlacht anzunehmen, wenn Blücher ihn nnt
zwei Heerhaufen unterstützen wolle. Es war Nacht, als nian Blücher diese
Meldung brachte. Man weckte ihn. „Nicht mit zwei Heerhaufen, sondern mit