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1. Preußischer Kinderfreund - S. 359

1859 - Königsberg : Bon
359 „6o doch Gott das Gras aus dem Felde kleidet \“ Kaum vermöchte ich mir Gott iu einer rührenderen Beziehung zu denken, als wie er das Gras auf dem Felde kleidet. Ich betete viel inniger, seit ich diese Stelle kannte. Und wenn es in der Geschichte seiner wundervollen Speisung heißt: „Es war an dem Orte viel Gras," — wie nahe trat dann diese Begebenheit an mein Herz, wie freundlich ein in den Kreis des menschlichen Lebens, wie schien mir das Wundervolle fast begreiflich! Ueberaus unmuthig dünkte es mich, unter den Tausenden zu sein, die sich in das Gras gelagert hatten. Vor ihnen im Grase wandelte der Herr und segnete sie. Es ist nicht blos das frische, dem Auge erquickliche Grün, die Farbe der Hoffnung, was ich an dem Grase liebe. Es sprießt so üppig, der Segen des Himmels ist so recht an ihm sichtbar; es ist in so reicher Fülle vorhanden; wo nichts Anderes mehr fortkommt, da gedeiht doch oft das Gras noch, ein Bild des wohlthätiges Ueberfluffes aus der Hand des gütigen Schöpfers, der da segnet mit Wohlgefallen. Das Gras erfrischt sich zuerst und am meisten, wenn nach langer Dürre die fruchtbaren Tropfen fallen. Vor allem Andern ergrünt im Frühlinge das Gras. Das erste grüne Gras an warmen quelligen Plätzen, wie erfreut es bis in's Innerste das Herz, dieses Zeichen der Wiedergeburt und der himmli- schen Verheißung! die Perlen des Thaues glänzen am zahlreichsten im Grase. Das Gras kleidet so freundlich die mütterliche Erde, durch das Gms eben ist sie mir mütterlich. Wo nur Gras wächst, fühle ich mich daheim, selbst ge- schieden von Allem, was mich sonst vertraulich umgibt. Wo kein Gras wächst, o, wie öde und traurig! Was auch immer die Kunst da gethan habe, der Fluch scheint aus den Stellen zu ruhen, wo kein Gras gedeiht. Das weiche Gras bettet sich dem Müden, der keine andere Ruhestätte hat, zum erquicken- den Schlummer. Was die Erde nur irgend Liebes besitzt, das knüpft sich in mir an die Vorstellung des Grases. Aus dem Grase blinken die lieblichen Quellen; durch blumenreiches Gras rieseln die fröhlichen Bäche, und die holdesten Kinder der Natur blühen im Grase. In der Jugend war das Gras mir Spiel- und Tummelplatz. Im Grase pflückte ich die Blumen, auf duftiges Gras gelagert, haben mich oft Ahnungen der Freuden eines ewigen Paradieses beglückt! Das Gras bedeckt auch die Gräber unserer geliebten Todten, und o, wie werth ist es mir da! Unter den begrasten Hügeln, so schmeichelt das Gefühl, muff es sanft sich ruhen. Einst auf mein Grab — keine Blumen, nur grünes Gras, dies Bild des Lebens und der Hoffnung. 41. Vom Moos. Wie schwach ist doch so ein Pflänzchen! Sein Stengel ist von schön geformten Blättchen dickt umhüllt und kaum so stark, als ein Fädchen Zwirn. Der Fuß- tritt eines Vöglcins wirft es um, ja ein Käfer, der vorbeiläuft, stößt das einzeln stehende zu Boden. Drum hat der liebe Gott auch immer große Gesellschaften tausend und aber tausend solcher Pflänzchen nebeneinander wachsen lassen. Diese Zwerglein richten in Gesellschaft gar Manches aus. Wenn im rauhen Herbst die stolzen Bäume ihre gelben Blätter verlieren, dann ist das Moos am schönsten grün und wächst am besten. Es fängt die Eicheln und Nüsse der Buchen und Haseln auf und umhüllt sie weich und warm. Die tausend Käfer des Sommers suchten sich Verstecke, als der rauhe Herbst-
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